Bryan Henning, traurig.

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Beißen, kratzen, noch enger zusammenrücken, Herausforderung annehmen, Glück erzwingen und so weiter. Durchhalteparolen stehen im Fußball mitunter am Anfang des Endes, im Fall von Wacker Innsbruck sind sie laut Präsident Gerhard Stocker "alternativlos. Wir können ja nicht sagen, es ist hoffnungslos, wir sind panisch, haben Angst. Resignation ist keine Option." Abgesehen davon habe er das Gefühl, "dass wir es schaffen".

Am Dienstagabend setzte es daheim gegen Altach ein 0:4-Debakel, die Tore fielen nach der Pause binnen zwölf Minuten. "So etwas darf natürlich nicht passieren", sagt Sportgeschäftsführer Alfred Hörtnagl. "Wir stecken im beinharten Abstiegskampf, nehmen diese Situation an." Wacker ist in der Qualifikationsgruppe Letzter, hat zwei Zähler Rückstand auf Hartberg.

Sportgeschäftsführer Alfred Hörtnagl.
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Just die Aufsteiger bangen um den Klassenerhalt, in den vergangenen Jahren war das anders. Admira, Grödig oder der LASK rockten die Liga, nahmen die Euphorie mit. Hörtnagl: "Das ist uns nicht gelungen." Stocker, er ist Aufsichtsratvorsitzender der Bundesliga, ist um eine Erfahrung reicher. "Der Unterschied zwischen den Ligen ist größer als erwartet. Das spricht für die Arbeit oben."

Allein in Innsbruck

Traditionsklub Wacker ist quasi allein in Innsbruck. Die Zuschauer meiden das Tivoli, gegen Altach sind 2.782 Fans gekommen. Hörtnagl akzeptiert diese Form von Einsamkeit. "Sie erscheinen eben nur, wenn man vorne mitspielt." Stocker sieht einen gesellschaftlichen Wandel als Ursache. "Die klassische Vereinszugehörigkeit ist Vergangenheit."

Am 4. Mai geht es ans Eingemachte, Hartberg kommt. Der Präsident lässt keine Gratiskarten in Schulen oder Altersheimen verteilen. "Wer sich zu Wacker bekennt, soll ein Ticket kaufen."

Wacker-Präsident Gerhard Stocker.
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Stocker ist ein Befürworter der Zwölferliga, der Punktehalbierung nach dem Grunddurchgang, der Aufteilung in zwei Sechsergruppen. Vor allem unten herrscht gähnende Leere, nur die unerwartete Beteiligung von Rapid stopft die Löcher. Anderseits fehlt Rapid in der Meistergruppe, die Hütteldorfer haben ihrerseits Einbußen von rund 5.000 Fans pro Partie. Da es zehn sind, fehlen der Liga in der Gesamtstatistik allein deshalb 50.000. Stocker: "Es wird ein Minus geben. Aber wer sagt, dass es in der Zehnerliga anders gewesen wäre?" Hartbergs Trainer Markus Schopp kritisierte das neue Format. Der Stress sei abartig, die Angst sitze im Nacken, der schöne Fußball bleibe auf der Strecke. Stocker widerspricht: "Profifußball ist auch Stress und Druck."

Der doppelte Abstieg

Wacker droht der doppelte Abstieg. Sollte es die Erste erwischen, müssten die Amateure raus aus der Zweiten Liga. Hörtnagl: "Das wäre extrem bitter, würde uns zurückwerfen." Die Amateure sind Vierter, rocken die zweite Klasse. Der Klub budgetiert mit sechs Millionen Euro, lebt vom Verkauf der besten Spieler, um die Nachhaltigkeit abzusichern, den Apparat zu finanzieren. "Außenstehende können leicht kritisieren, über falsche Einkaufspolitik reden. Ich behaupte, es geht nicht anders. Wir haben kein Geld für Fehleinkäufe", sagt Hörtnagl.

Wacker-Trainer Thomas Grumser verlor sechs seiner ersten sieben Spiele.
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Am 5. März wurde Trainer Karl Daxbacher entlassen, unter Nachfolger Thomas Grumser gingen sechs von sieben Spielen verloren. Es bedarf in Innsbruck einer Neudefinition des Begriffs Trainereffekt. Hörtnagl versucht es: "Ich sehe abseits der Ergebnisse Gutes, fußballerische Fortschritte. Wir sind von unserem Weg überzeugt." Stocker hält sich für "einen geduldigen Menschen". Selbst im Falle des Abstiegs müsse man sich um Wacker keine großen Sorgen machen. "Es geht immer weiter. Das Wort Katastrophe gefällt mir in diesem Zusammenhang gar nicht."

Hörtnagl lehnt es ab, über ungelegte Eier nachzudenken. "Wir schmeißen die Nerven nicht weg. Durchhalteparolen mag ich nicht." (Christian Hackl, 24.4.2019)