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SAP musste einen Quartalsverlust einstecken.

Foto: REUTERS/Ralph Orlowski

Walldorf – Das Geschäft von SAP brummt – dennoch haben hohe Kosten für den laufenden Personalumbau den deutschen Softwarekonzern zum ersten Mal seit langer Zeit in einem Quartal ins Minus gedrückt. Auf das Gesamtjahr gesehen werde SAP aber schwarze Zahlen schreiben, versicherte Finanzchef Luka Mucic am Mittwoch in Walldorf.

Zudem kündigte SAP eine deutliche Steigerung der Profitabilität in den kommenden fünf Jahren an und hob den Ausblick für das Tagesgeschäft an. An der Börse kam das gut an: Die Aktie des wertvollsten deutschen Dax-Konzerns stieg zuletzt um sagenhafte 11 Prozent um 8,6 Prozent auf ein neues Rekordhoch.

Personalumbau als Kostentreiber

Zunächst kostet der angekündigte Personalumbau hin zu Zukunftsfeldern aber wie erwartet Geld. Der Softwarekonzern hatte im Jänner angekündigt, heuer rund 4.400 Mitarbeiter umzuschulen, auf andere Positionen zu versetzen und auch mit Abfindungen in den Vorruhestand zu schicken, damit die Firma mit den Veränderungen in der Technologiebranche mithalten könne. Bis Anfang Mai können sich Beschäftigte noch für das Abfindungsprogramm anmelden. Bei dem letzten Programm dieser Art im Jahr 2015 hatten sich deutlich mehr Mitarbeiter gemeldet, als zunächst erwartet.

Trotzdem soll die Mitarbeiterzahl heuer weiter steigen. Zuletzt hatte SAP dank der jüngsten Übernahmen rund 98.700 Beschäftigte, kommendes Jahr könnten es nach den Worten von Vorstandschef Bill McDermott 105.000 sein. Dennoch brachte das Programm offenbar Unruhe in den Konzern. Um den Mitarbeitern ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, hatten Betriebsrat und Geschäftsführung jüngst eine Beschäftigungssicherung ausgehandelt.

In der Bilanz hinterließ der Umbau wie erwartet Spuren: Unterm Strich belief sich das Minus im ersten Quartal auf 108 Mio. Euro, nach 708 Mio. Euro Gewinn im Vorjahreszeitraum. Finanzchef Mucic veranschlagte für den Umbau im ersten Quartal 886 Mio. Euro. Das dürfte der Großteil der Kosten sein. Er rechne in den Folgequartalen nicht mehr mit signifikanten Anpassungen, sagte er.

Gewinnprognosen erhöht

Die Umbaukosten herausgerechnet lief das Quartal für den Konzern sogar so gut, dass Vorstandschef Bill McDermott seine Gewinnprognosen erhöhte. Die Umsätze legten – getrieben durch das stark wachsende Geschäft mit Mietsoftware aus dem Internet – um 16 Prozent auf 6,1 Mrd. Euro zu. Seine Prognosen für den um Sondereffekte bereinigten operativen Gewinn hob der Softwarekonzern für heuer an. Die Kennzahl wird an der Börse viel beachtet. Bis 2023 versprach McDermott den Aktionären, die Profitabilität von SAP kontinuierlich zu steigern. Auch dazu dürfte der Stellenabbau beitragen, der von 2020 an jährlich 750 bis 850 Millionen Euro einsparen soll.

Unterstützung erhielt das Management von einem bekannten US-Investor, dem aktivistischen Hedgefonds Elliott, der nach eigenen Angaben vom Mittwoch mit 1,2 Milliarden Euro an SAP beteiligt ist. SAP setze sich die richtigen Ziele, so der Investor. Elliott unterstütze die Initiativen "vollumfänglich". Gemessen am Börsenwert entspricht das Investment einem Anteil von rund einem Prozent an SAP.

Elliott-Gründer Paul Singer gehört in den Chefetagen von Konzernen nicht immer zu den gern gesehenen Investoren, da er sich oft in strategische Fragen einmischt. Jüngst hatte Elliott beim Versorger Uniper und der geplanten Aufspaltung des Stahlkonzerns ThyssenKrupp öffentlich Stimmung für seine Ziele gemacht.

Große Ambitionen

Zuletzt war SAP an der Börse 123 Mrd. Euro wert – gut ein Drittel mehr als Allianz oder Siemens. McDermott ist das nicht genug. Kürzlich wiederholte er seine Ambitionen, den Marktwert bis 2023 auf 250 bis 300 Mrd. Euro hochschrauben zu wollen.

Der Amerikaner macht Tempo beim Schwenk zu Cloud-Software aus dem Internet und zu Programmen für Kundenbindung, künstliche Intelligenz und Vernetzung von Geräten. So will SAP 2023 mehr als 35 Mrd. Euro Umsatz machen. Nach den jüngsten Milliardenübernahmen wolle sich SAP aber nun auf organisches Wachstum konzentrieren, sagte McDermott. Größere Übernahmen stünden derzeit nicht zur Debatte. (APA, 24.4.2019)