Welches Ei gewinnt beim Eierpecken?
Die Schale eines Hühnereis besteht zu 95 Prozent aus Calciumcarbonat, also Kalk. Damit wäre sie hart und fest, aber zu spröde, deshalb vernetzen quer durcheinander angeordnete Proteine die Schale und verleihen die nötige Stabilität. Sie muss auf der einen Seite hart genug sein, damit sie beim Brüten nicht zerbricht, und andererseits dünn genug, um über Poren Sauerstoff hinein bzw. später das Kücken hinauszulassen.
Zu diesem Zweck hat die Evolution einen geradezu genialen Trick entwickelt, mit dem sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt: Das Kalzium wird im Laufe des Brütens aus der Schale gelöst und zum Knochenaufbau des Kückens genützt. Dieses kann wachsen, und gleichzeitig wird die Schale von innen immer dünner und so das Schlüpfen erleichtert.
Das Wissen über den Aufbau hilft auch bei der österlichen Tradition des Eierpeckens. An den Enden ist die Schale dicker und auch aus physikalischen Gründen schwerer zu zerbrechen als an gegenüberliegenden flachen Stellen. Regeltechnische Freigeister werden hier einwenden, dass man leichter gewinnt, wenn man das gegnerische Ei nicht zentral, sondern etwas seitlich trifft, aber bleiben wir im Rahmen der (ungeschriebenen) Gesetze.
Man weiß, dass die Eierschalen von jungen Hennen härter sind als von älteren. Das liegt daran, dass mehr Proteine enthalten sind, die die Kalziumkristalle verbinden. Sie sind meist auch kleiner, während ältere Eier größer und blasser sind. Wer also unbedingt gewinnen will, sollte beim Bauern seines Vertrauens Eier von jungen Hennen kaufen, idealerweise gefüttert nach einem kalziumreichen Ernährungsplan.