Während die Polizei von einem Unfall bei den Renovierungsarbeiten ausgeht, halten einige Internetuser den Brand für absichtlich gelegt.

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Der Brand der Kathedrale Notre-Dame in Paris hat nicht nur Frankreich in Schockzustand versetzt. Aus aller Welt gibt es Beileids- und Unterstützungsbekundungen ob der massiven Schäden, die das ursprünglich zwischen 1163 und 1345 errichtete Gebäude davongetragen hat.

Auch österreichische Politiker bekundeten ihre Betroffenheit. Viele ihrer Fans gehen allerdings darüber hinaus und postulieren Verschwörungstheorien zu dem Unglück.

Die französischen Behörden gaben am Montagnachmittag bekannt, nicht von einer vorsätzlichen Brandstiftung beziehungsweise einem Terroranschlag auszugehen. Vielmehr geht man davon aus, dass der Brand in Zusammenhang mit den Renovierungsarbeiten steht, die seit einiger Zeit laufen. Die Untersuchungen laufen zurzeit noch.

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"Das Ganze stinkt"

Diese Informationslage erscheint diversen Nutzern aber nicht glaubwürdig. "Das Ganze stinkt, sagt mir mein Bauchgefühl", meint etwa ein Besucher der Facebook-Seite von FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache. Von diesem angespornt ist es allerdings nicht, denn Straches Eintrag ist eine Beileidsbekundung ohne Schuldzuweisung. Der verschwörerische Kommentar des Nutzers ist dennoch mit über 700 Reaktionen das meistbeachtete Posting und seit über einem halben Tag online.

Auch ein anderer Nutzer will "gerade in der heutigen Zeit" nicht so recht an einen "Zufall" glauben. "Ich kann mir gut vorstellen, wer dieses Gotteshaus weghaben will", erklärt ein weiterer Besucher. "Es ist gewollt, meiner Meinung nach." Eine Userin gibt sich überzeugt: "Da gerade Ostern ist, wurde das Feuer zu 1000 Prozent gelegt. So was nennt man Terrorismus!"

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"Der Plan der primitiven Moslems"

Einen ähnlichen Tonfall liest man auch unter dem (ebenfalls ohne Schuldzuweisung verfassten) Facebook-Kommentar des FPÖ-Klubchefs Johann Gudenus. "Nach Notre-Dame kommt [der] Kölner Dom, danach Rom. Das ist der Plan der primitiven Moslems. Hinterhältige und perfide Satanskinder", äußert sich dort ein Nutzer explizit in einem Beitrag, der seit einem halben Tag online ist.

Weitere Nutzer liefern Bildmaterial. Auf diesem zu sehen sind Personen mutmaßlich fremdländischer Herkunft, denen unterstellt wird, im Angesicht de Brandes zu jubeln oder zu lachen. Quellen oder Kontext fehlen den Fotos in der Regel allerdings.

Mueller-Bericht, Gelbwesten

Abseits der Theorie eines Terroranschlags tauchen vereinzelt aber auch andere Deutungen zur Brandursache auf. "Ablenkung des tiefen Staates wegen Veröffentlichung des Mueller-Berichts aus Amerika am Donnerstag?", fragt sich ein User, dessen Profilbild das "Qanon"-Q ziert. Wo er den möglichen Zusammenhang sieht, bleibt offen.

Am Donnerstag will das US-Justizministerium jedenfalls jenen Bericht (teilweise geschwärzt) offenlegen, den der Sonderbeauftragte Robert Mueller aus den Untersuchungen zu möglicher russischer Einflussnahme auf die US-Wahlen in den vergangenen Jahren erstellt hat.

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Allerlei Verschwörungstheoretiker haben sich auch unter der Facebook-Stellungnahme von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) eingefunden. Neben diversen Terrorvermutungen taucht hier noch eine weitere Theorie auf. "Zufällig? Macron wollte um 20 Uhr zu den Gelbwesten reden, und fast zeitgleich brennt Notre-Dame", bringt eine Nutzerin ein weiteres politisches Motiv ins Spiel.

Weidel kokettiert mit Verschwörungstheorien

Alice Weidel, Co-Vorsitzende der deutschen AfD, scheut sich hingegen nicht, Zusammenhänge entgegen den offiziellen Behördenangaben herzustellen. Sie weist in Bezug auf den Notre-Dame-Brand auf einen Bericht der Beobachtungsstelle gegen Intoleranz und Diskriminierung von Christen in Europa hin, die im Februar 47 Angriffe in Frankreich zählte, und erwähnt auch den Brand in der Kirche Saint-Sulpice im März, dessen Ursache bislang ungeklärt ist. Eine Vorlage, die viele Anhänger dankbar aufnehmen.

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Verschwörungstheorien zum Brand machen auch im angloamerikanischen Raum bereits die Runde, wie etwa Buzzfeed dokumentiert. Unter anderem wird ein gefälschter Tweet des Nachrichtensenders CNN verbreitet, laut dem "bestätigt" wurde, dass es sich um einen "Terrorakt" handelt.

Mit Ruhm bekleckert hat sich in dieser Angelegenheit auch Youtube nicht. Googles Videoplattform blendete bei Videos des Feuers Faktboxen mit Informationen zum Attentat auf das New Yorker World Trade Center im Jahr 2001 ein. (gpi, 16.4.2019)