Der Scala ließe sich als Kurzkombi charakterisieren, mit ihm beginnt bei Skoda eine neue Designära. Markant und glasklar ist er gezeichnet, die LED-Leuchten sind Serie. Die straff abgestimmte Federung passt bestens zum Fahrzeug – das im Herbst ergänzt wird durch einen fast gleich großen SUV, den Kamiq.

Foto: Skoda
Grafik: der Standard

Sauber, aufgeräumt und geräumig präsentiert sich der Innenraum, Einzug hält auch das virtuelle Cockpit und ein Neun-Zoll-Bildschirm.

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Die Heckklappe erleichtert das Beladen. Und nein, statt Scala kann man nicht Max oder Moritz hinten raufschreiben. War ein Aprilscherz.

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Geht nichts über historisches Sensorium. Skoda beweist es mit der Präsentation des Scala wieder einmal. Die Fahrvorstellung der aus dem altösterreichischen Kernland Böhmen stammenden Marke zelebriert man in einer anderen altösterreichischen Region, Dalmatien, konkret: in und um Spalatum, heute Split, der Wagen selbst trägt den Familiennamen des altösterreichischen Historikers Rudolf von Scala.

Da zählt auch der von Rom inspirierte Reichsgedanke dazu, womit wir bei Spalatum, Kaiser Diokletian und seinem Palast wären, durchgehend bewohnt seit dem späten dritten Jahrhundert. Exegi monumentum aere perennius (Horaz) trifft darauf zu, ich habe mir ein Denkmal errichtet, dauernder als Erz – so lange wird man den Scala zwar wohl nicht bewohnen können, aber für ein paar Jahre ist man ganz gut gerüstet.

Scalae

Wobei, Skoda selbst reflektiert hinsichtlich der Namensgebung eher auf das italienische Wort für Stiege (von lat. scalae), wähnt sich mindestens eine Stufe höher angekommen beim ambitionierten Aufstieg zur hippen Automarke, suggeriert vielleicht, es sei in dem Auto ähnlich viel Musik wie in der Mailänder Scala, und nach der ersten Ausfahrt lässt sich feststellen: Dieser Neuzugang ist alles andere als ein Treppenwitz.

Vor uns steht der erste Skoda auf MQB-Basis, dem Modularen Querbaukasten in der Ausführung A0. Zur Orientierung: Seat Ibiza und VW Polo wären weitere Teilnehmer an diesem Gruppentreffen. Da die Jungbunzlauer aber die Möglichkeiten in extremis ausnützen, den maximalen Radstand, die maximale Spurweite herausholen, wächst der Scala über die Geschwister hinaus. Eher, das legen die Dimensionen nahe, ist er schon in die Golf-Klasse einzureihen, ja: Mit 4,36 m Länge übertrifft er den sogar um zehn Zentimeter.

Was einen Fingerzeig gibt auf die Fahrzeugkategorie – der kompakte Skoda lässt sich am ehesten als Kurzkombi charakterisieren. Entsprechend großzügig bemessen ist denn auch der Kofferraum, der mit 467 bis 1410 Litern einen Klassenbestwert setzen will.

Eine ähnliche Duftmarke hinterlassen die Platzverhältnisse vorn und hinten, und apropos nochmals ganz hinten: Dort erleichtert eine praktische Heckklappe das Beladen. Den Schriftzug Scala in Max oder Moritz oder Maus und Molli oder wasweißich "individualisieren" lassen, das indes bleibt Fiktion, es war nur ein Aprilscherz von Skoda.

Navigare necesse est

Im Fahrbetrieb aufgefallen ist zunächst der Umstand, dass Skoda massiv auf Konnektivität setzt, die dritte Generation des Modularen Infotainment Konzernbaukastens debütiert in diesem Auto. Das Navi bekamen wir in Dalmatien aus dem Smartphone gespiegelt, im Sommer kommt aber auch ein "echtes" hinzu. Hintergrund: Die günstigen Handylösungen würden immer gefragter in dieser Klasse, erläutert Skoda-Sprecher Gregor Waidacher. Allerdings: Mitunter bockt's noch etwas (Kinderkrankheiten; die sollten demnächst ausgemerzt sein). Um sich dann nicht alleweil nach links oder rechts von der Hauptspur abbringen zu lassen, sind Routiniers gefragt, der hochgeschätzte Kollege Axel M. ist ein solcher. Navigare necesse est, sagte der alte Gnaeus Pompeius, Schiffen tut not ...

Das Fahrwerk ist gekonnt straff abgestimmt, der Scala lenkt sauber, generell überzeugt das zielgruppenorientiert neutrale Handling, der 1,5-Liter-Benziner mit 7-Gang-DSG hinterließ einen blendenden ersten Eindruck. Weiters verfügbar wäre sofort ein 3-Zylinder-Otto mit 115 PS, eine Version mit 95 PS folgt im dritten Quartal, ein Erdgaser (CNG) mit 90 PS im vierten, und zum Vomstartwegverfügbarangebot zählt auch ein 1,6 TDI mit 115 PS. Skoda-Österreich-Chef Max Egger rechnet mit 85 Prozent Benziner-Anteil.

Stilistisch stimmt der Scala auch, außen wie innen, und so heizt der Rapid-Erbe die Skoda-Begehrlichkeit wohl weiter an. Mit merkantilem Sensorium. (Andreas Stockinger, 19.4.2019)