Ein Schild des Bundesministeriums für Inneres mit der Aufschrift "Ausreisezentrum" am Eingang zum ehemaligen Erstaufnahmezentrum Traiskirchen.

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Natürlich haben wir es schon vergessen. Dazwischen ist ja auch einiges passiert. Vieles, über das wir uns geärgert, empört und gewundert haben. Aber Kardinal Christoph Schönborn hat uns am vergangenen Sonntag daran erinnert. In der ORF-"Pressestunde" kritisierte der Kardinal zum wiederholten Male die Asylpolitik der Regierung und bezeichnete das Schild "Ausreisezentrum" am Tor der Erstaufnahmestelle Traiskirchen als "unmenschlich".

Unmenschlich sei das jenen Asylwerbern gegenüber, die unter dramatischen Umständen nach Österreich gekommen seien und in Traiskirchen "ihren ersten Aufenthalt in Österreich" hätten, beklagte Kardinal Schönborn.

Als Innenminister Kickl verfügte, dass das Erstaufnahmezentrum im niederösterreichischen Traiskirchen von nun an "Ausreisezentrum" heißen soll, dachte er nicht an jene Menschen, die sich in Traiskirchen vielleicht seit Monaten oder Jahren zum ersten Mal sicher fühlen. Als deutliches Signal an diese Menschen ist ein Türschild in deutscher Sprache eher ungeeignet.

Etwas geeigneter ist es natürlich als kleine Aufgabe für gewissenhafte Journalisten. Denn das Schild musste dokumentiert, auf seine Gesetzmäßigkeit geprüft werden, die dazugehörigen Neuerungen im Asylgesetz mussten eingeordnet, kommentiert werden.

Noch geeigneter ist die pressewirksame Neubeschilderung natürlich als Beschäftigung für die Kritiker des Innenministers, der FPÖ und der Regierung. "Unmenschlich, perfide, unnötig", die Empörung war wieder einmal heftig. Und kurzlebig.

Doch so richtig wirksam ist der Türschildwechsel in Traiskirchen als Signal an die eigene Wählerschaft. Es ist eine weitere Bösartigkeit in einer Reihe vieler Bösartigkeiten. Kardinal Christoph Schönborn sagte, er halte das Schild für ein "nicht notwendiges Signal". Ich hingegen halte das Signal für eine Notwendigkeit. Solche Bösartigkeiten sind essenziell, wenn man Niedertracht zur Methode macht. (Olivera Stajić, 16.4.2019)