Soll der Staat Menschen zu Impfungen zwingen können? Eine hochsensible Frage, die aufgrund neuer Masernfälle in Österreich nun wieder auf dem Tisch liegt. Die Ärztekammer stimmte vergangene Woche mehrheitlich für eine generelle Impfpflicht für alle der im Österreichischen Impfplan empfohlenen Impfungen. Und in Deutschland mehren sich die Stimmen für eine Impfpflicht gegen Masern.

Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) hat das Thema aber schon abgehakt: Zwang könne viel Schaden anrichten, lautet ihre Begründung. Sie verweist darauf, dass der E-Impfpass in Planung sei und man damit die Durchimpfungsrate in Österreich steigern werde.

Und das soll das Ende der Diskussion sein? Eine Impfpflicht müsste ja nicht gleich alle Menschen und jegliche empfohlene Immunisierung betreffen. Sie könnte etwa auch auf Beschäftigte im Gesundheitsbereich beschränkt sein. Oder nur für Impfungen gegen bestimmte Krankheiten im Mutter-Kind-Pass verankert werden.

Aber auch eine weitere, weit weniger drastische Forderung der Ärztekammer ist "kein Thema" für Hartinger-Klein: Kinderärzten künftig zu erlauben, über 18-Jährige ebenso zu impfen, also Begleitpersonen ihrer kleinen Patienten. So entsteht der Eindruck, dass die Ministerin beim Impfen jede Diskussion verweigert. Wie viele Masernfälle muss es wohl noch geben, damit sich das ändert? (Gudrun Springer, 15.4.2019)