Mithilfe eines speziell konzipierten Fahrersimulators im 'DriveLab' des Grazer Virtual Vehicle Research Center soll sich das Verhalten automatisierter Fahrzeuge an menschliche Reaktionsmuster annähern.

APA/ Virtual Vehicle

Graz – Die schöne neue Welt des Autofahrens: "Sie können künftig was ganz anderes machen im Fahrzeug: arbeiten, lesen, relaxen, online shoppen. Da steht ein ganz großes Business dahinter", sagt Jost Bernasch, CEO des in Graz an der dortigen TU ansässigen internationalen Research-Center für die Automobil- und Bahnindustrie Virtual Vehicle.

Die Reisebequemlichkeit setzt natürlich ein Zusammenspiel zwischen Lenker und Fahrzeug voraus, wobei die Autoinsassen jede Menge an Daten abliefern müssen – die wiederum kommerziell generiert werden.

Um dieses Zusammenwirken zwischen Mensch und automatisiertem Fahren zu optimieren, arbeitet das "Virtual Vehicle"-Research-Center nun mit einem sogenannten Drive Lab, einem am Dienstag an der TU Graz präsentierten Fahrsimulator, mit dem die Wechselwirkungen zwischen Fahrer, Insassen, anderen Verkehrsteilnehmern und Umgebungskomponenten wie Wetter oder Tageszeit analysiert und daraus auch Prognose-Modelle errechnet werden.

Einsatz von Pulsfrequenzmessern

Mit dem neuen Simulator werden Forscher oder Probanden, die im Cockpit Platz nehmen, unterschiedlichen Fahr- und Gefahrensituationen ausgesetzt, wobei ihr Verhalten sowie ihr psychophysischer Zustand systematisch erfasst werden. Dabei werden die Reaktionen mit Spezialkameras, Eye-Trackern, Pulsfrequenzmessern, Mikrofonen dokumentiert. So kann erfasst werden, ob die Lenker abgelenkt sind, Musik hören oder schlicht unaufmerksam sind. All diese Daten sollen dann vom simulierten Auto "gelernt" werden und dienen auch als Grundlage zur "foresight safety".

"Mit diesem Simulator soll sich das automatisierte Fahrzeug in seinen Reaktionen jenen der Menschen annähern. Es geht darum, die Vertrauenswürdigkeit und Akzeptanz der selbstfahrenden Autos zu erhöhen" , sagt Jost Bernasch. "Mit dem Drive Lab und der dazugehörigen Methodik bietet Virtual Vehicle nun eine völlig neuartige Möglichkeit, Funktionen und Systeme für das menschenähnliche, automatisierte Fahren zu entwickeln", ergänzt Bernasch.

Bis wann die Vision eines derart nun erprobten autonomen Autos auf europäischen Straßen unterwegs sein wird? Bernasch: "Vielleicht in zehn bis 15 Jahren."

Virtual Vehicle ist gegenwärtig in 38 EU-Projekten mit 80 Partnern aus der Industrie und Wissenschaft engagiert.

Mit Ende 2018 waren 250 Mitarbeiter beschäftigt – um acht Prozent mehr als 2017. (Walter Müller, 17.4.2019)