Spektakuläres Beispiel für eine endemische kanarische Pflanze: Wildprets Natternkopf (Echium wildpretii) produziert nur einmal im Leben diesen imposanten Blütenstand mit mehreren tausend Blüten, bevor er stirbt.
Foto: Severin Irl

Frankfurt am Main – Durch ihre Abgeschiedenheit von anderen Lebensräumen bringen Inseln oft eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt hervor. Durch ihre endemischen Arten – also Spezies, die nur dort vorkommen – tragen sie einen überdurchschnittlich hohen Teil zur Biodiversität bei.

Das ist im Fall von Teneriffa nicht anders, die größte der Kanarischen Inseln gilt sogar als artenreichste Insel des Atlantiks, wie die Goethe-Universität Frankfurt am Main berichtet. Die Pflanzen Teneriffas haben sich in Abwesenheit größerer pflanzenfressender Tiere entwickelt – mit dem Menschen sind allerdings Kaninchen auf der Insel angelangt, und die stellen für die Flora ein Problem dar.

Teide-Ginster (Spartocytisus supranubius) ist nur in den Hochlagen von Teneriffa und La Palma zu finden. In Bodennähe ist der Rutenstrauch durch Kaninchen schon stark angefressen.
Foto: Severin Irl

Ein internationales Forschungsteam um Severin Irl vom Institut für Physische Geographie der Uni Frankfurt hat nun erstmals die gesamte Insel beprobt und die Auswirkungen der Kaninchen auf die Pflanzenwelt untersucht. Es zeigte sich, dass endemische Arten stärker von Kaninchen gefressen werden als nicht-endemische: Zwei Drittel aller endemischen Arten sind von Fraßschäden betroffen. Die eingeschleppten Säuger haben also just auf die biologisch betrachtet kostbarsten Pflanzen Appetit.

"Wir gehen davon aus, dass diese Ergebnisse auch für andere Inseln weltweit gelten, da Teneriffa durch seine Vielfältigkeit und seiner Vielzahl an Ökosystemen und Habitaten als Modellsystem für Inseln gelten kann", so Irl. Zum Erhalt der kostbaren Biodiversität empfehlen er und seine Kollegen, den Kaninchenbestand auf der Insel stark einzudämmen. (red, 28. 4. 2019)