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Trump denkt gar nicht daran, seine Politik auf Pump zu beenden.

Foto: Reuters / Kevin Lamarque

Washington – Die Party muss weitergehen. Unterbricht Donald Trump die Schuldensause, droht der US-Wirtschaft ein ordentlicher Kater. Zehn Jahr lang wurde gefeiert, womit die USA eine der längsten Aufschwungsphasen ihrer Geschichte hinter sich haben. Immer noch boomt die Volkswirtschaft, allerdings deutet viel darauf hin, dass die Feier nur mit Drogen künstlich verlängert wird.

Aufgeputscht wird die US-Wirtschaft mit Schulden, die der US-Präsident bereitwillig aufnimmt. Washington hat zwar schon lange ein Problem mit den Staatsfinanzen, doch das Tempo des Schuldenanstiegs – noch dazu in einer Hochkonjunkturphase – ist neu.

Seit 2017 ist die Verschuldung der USA um zwei Billionen auf 22 Billionen Dollar gestiegen. Der Zuwachs entspricht mehr als der fünffachen Wirtschaftsleistung Österreichs. Das Haushaltsloch machte selbst im Boomjahr 2018 mehr als vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus und werde laut der Publikation "Fiscal Monitor" des Internationalen Währungsfonds bis 2023 über der Marke liegen. Zum Vergleich: Die Eurozone verzeichnete im Vorjahr eine Neuverschuldung von 0,6 Prozent des BIP.

Druck auf Notenbank

Das ist insofern eine schlechte Nachricht, als die Effekte der Steuerreform in den USA zusehends verpuffen und eine Verbesserung der Budgetdaten zu erwarten gewesen wäre. Doch Trump denkt gar nicht daran, seine Politik auf Pump zu beenden. Dabei muss der Präsident zusehends die eigenen Schwerpunkte finanzieren: nicht nur höhere Ausgaben für Rüstung oder Grenzschutz, sondern auch für Zinsen auf bereits aufgenommene Kredite. Kein Wunder, dass Trump keine Gelegenheit auslässt, um die Notenbank vor einer Anhebung der Zinsen zu warnen.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hält in seiner Untersuchung fest, dass trotz tendenzieller Reduktion der Staatsschulden in den Industriestaaten die Verbindlichkeiten der USA weiter steigen würden: auf 110 Prozent des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2024. Zum Vergleich: Die beinahe ständig von Schuldenkrisen geplagte Eurozone kommt in fünf Jahren laut "Fiscal Monitor" auf einen Wert von 75 Prozent.

Trotz künstlich nach unten gedrückter Zinsen, die zu massiven Vermögensverlusten der Sparer führen, wächst die Belastung der hoch verschuldeten Länder aus dem Schuldendienst. Zinszahlungen, neue Schulden sowie die Refinanzierung auslaufender Staatsanleihen durch Ausgabe neuer Schuldentitel wachsen in den USA massiv. Das Finanzministerium muss sich heuer um die Aufnahme von Mitteln in Höhe von fast 30 Prozent des BIP kümmern, um allen Verpflichtungen nachkommen zu können. Zum Vergleich: Das deutlich höher verschuldete Italien kommt auf knapp 24 Prozent, Deutschland auf 3,5 Prozent.

Spielraum dank Weltwährung

Spitzenreiter unter den Industriestaaten ist Japan mit einer Verschuldung von 238 Prozent des BIP. Der hohe Finanzierungsbedarf wird vor allem in Zeiten von Turbulenzen an den Märkten als problematisch gesehen. Der IWF weist darauf hin, dass die Staatsfinanzen in den Industriestaaten wegen zusätzlicher Kosten durch die Alterung der Gesellschaft weiter strapaziert werden.

Ob Trump den Bericht lesen wird, ist nicht bekannt. Die USA hatten in der Geschichte nie gröbere Probleme damit, neue Schulden aufzunehmen. Als Weltwährung Nummer eins hat der Dollar immer schon große Anziehungskraft gehabt. Der Präsident will weiter Party machen, der Kater danach könnte umso schmerzhafter ausfallen. Immer mehr Ökonomen machen darauf aufmerksam, dass der Absturz umso tiefer ausfallen wird, je mehr gepumptes Geld den Boom angeheizt hat. (Andreas Schnauder aus Washington, 10.4.2019)