Das junge Ensemble, dank Ledergurten als antike griechische Krieger zu erkennen.

Foto: Petra Moser

Roland Schimmelpfennig ist einer der erfolgreichsten zeitgenössischen Theaterautoren. Während der 2000er-Jahre durfte man in jeder Spielzeit zwei neue Stücke von ihm registrieren. Allein am Wiener Akademietheater feierten binnen acht Jahren Die Frau von früher, Ende und Anfang, Der Goldene Drache und Das fliegende Kind Premiere. Zuletzt hat Schimmelpfennig Homers Odyssee neu gedichtet und hoch aktuell auf Fragen nach Heimat und Migration zugespitzt.

Langes Theaterleben

Seine Stücke werden aber nicht nur an den großen deutschsprachigen Theatern uraufgeführt, sie haben danach – nicht allen zeitgenössischen Stücken ist das beschieden – ein langes Leben an weiteren Häusern.

So kommt Idomeneus (2009) jetzt im Landestheater Linz des Weges. Er ist von Verlusten gepflastert. Der gleichnamige König von Kreta kehrt nach zehn Jahren aus dem Krieg um Troja heim, seine Flotte baut auf dem Weg aber stark ab. In einem Sturm gehen von 80 Schiffen 79 unter. Um sein Leben zu retten, dealt er mit den Göttern aus, das erste Lebewesen zu opfern, das er zuhause am Strand trifft. Die griechischen Götter sind nicht für Freundlichkeit bekannt: Es wird sein Sohn sein.

Loslösung vom Mythos

Mit dieser Ausgangslage beginnt Schimmelpfennig. Sein Stil ist leichtgängig, überraschend, hat Witz und pflegt obendrein humanistisches Gedankengut. Der wahre Clou dieses Stückes liegt jedoch darin, dass es sich bald vom Mythos löst und in chorischen Erzählungen verschiedene Ausgänge des Stoffes durchspielt: von blutig bis glücklich.

In knappen eineinveiertel Stunden inszeniert Regisseurin Bérénice Hebenstreit auf der Studiobühne an der Linzer Promenade. Mira König setzt bei Bühne und Kostümen auf wenig Requisiten und dafür Ledergurte. Premiere ist am Samstag. (wurm, 10.4.2019)