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Auch kritische Blicke gab es zwischen Tayyip Erdoğan und Wladimir Putin.

Foto: Reuters / EFE

Moskau – Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan im Kreml – das ist mittlerweile ein gewohntes Bild. Bereits zu Jahresanfang war er in Moskau zu Gast, nun im April reiste er noch einmal zu Wladimir Putin, um sich rückzuversichern, dass von ihm geplante Militäraktionen in Syrien nicht von Moskau sabotiert werden. "Wir sind bereit. Wir haben alles, was nötig ist, an der Grenze zu Syrien vorbereitet", sagte er unmittelbar vor seinem Abflug. Die Türkei könne ihre Militäroperation "plötzlich mitten in der Nacht starten", und die Truppen würden dort ankommen, wo sie hinsollen, fügte er hinzu, betonte allerdings, das Ganze vorher noch einmal mit Putin zu besprechen.

Syrien ist Ausgangs- und Endpunkt der Beziehungen beider Länder. Dort begann vor vier Jahren der große Zwist, als eine türkische Militärmaschine einen russischen Jet abschoss. Die Abgrenzung der Einflusssphären in Syrien führte schließlich zur (schwierigen) Allianz der beiden Hegemonialmächte in der Region. Die Türkei zielt auf den Norden, den vorwiegend von Kurden besiedelten Teil des Landes, während Russland die Herrschaft seines Protéges Bashar al-Assad in ganz Syrien zementieren möchte.

Details über eine Einigung ließen die beiden Staatschefs nach dem Treffen nicht durchblicken. Russland und die Türkei unternähmen alle Anstrengungen, um die Lage in Syrien zu normalisieren, verlautete Putin lediglich.

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Der Kreml stellte viel lieber die wirtschaftlichen Themen in den Vordergrund. Neben dem Bau des Atomkraftwerks Akkuyu, das 2023 fertig sein, und der Pipeline Turkstream, die bereits Ende des Jahres in Betrieb gehen soll, schlug Putin den Ausbau der militärtechnischen Kooperation vor.

Da gebe es viel Potenzial, meinte der Kreml-Chef. Dabei ist bereits der jetzige Deal zwischen beiden Staaten brisant: Der Kauf russischer Luftabwehrraketen vom Typ S-400 durch die Türkei hat einen handfesten Streit innerhalb der Nato provoziert. Washington hat Ankara als Reaktion angedroht, der Türkei keine F-35-Flugzeuge zu verkaufen.

Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu verbat sich die Einmischung: Die Forderung nach einem Entweder-oder sei fatal. "So etwas haben sie mit der Ukraine gemacht, und sehen Sie, was passiert ist", warnte er. Dabei sieht es so aus, als hätte sich Ankara längst entschieden. Die Kooperation mit Russland läuft auf Hochtouren, während die Entfremdung zum Westen voranschreitet. (André Ballin aus Moskau, 8.4.2019)