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Die Aufregung um den freien Karfreitag scheint sich in den Betrieben großteils gelegt zu haben, auch wenn Evangelische die neue Regelung massiv kritisieren.

Foto: AP Photo/Andrew Medichini

Wer am kommenden Karfreitag – dem 19. April – unter gar keinen Umständen arbeiten will, muss sich beeilen. Am Donnerstag endet die gesetzliche Frist, um den neuen "persönlichen Feiertag" am Karfreitag zu begehen.

Bis 2018 hatten nur Evangelische und Altkatholiken in Österreich Anspruch auf einen Feiertag am Karfreitag. Diese Praxis hatte der Europäische Gerichtshof Ende Jänner zu Fall gebracht. Als Reaktion darauf hatte die Regierung eine neue Regelung eingeführt, die allen Angestellten einen Anspruch auf einen "persönlichen Feiertag" zu einem beliebigen Zeitpunkt einräumt. Dieser muss bis Ende Juni zwei Wochen davor dem Arbeitgeber schriftlich mitgeteilt werden. Spätere Daten muss man schon drei Monate vorher bekanntgeben.

Knappe Übergangszeit

Diese knappe Übergangszeit bedeutet für Personalabteilungen in Österreich, dass sie ihre Systeme rasch umstellen mussten. Viele Angestellte wurden über ihren neu erworbenen Anspruch aufgeklärt. Für Betriebe mit vollen Auftragsbüchern sind zwei Wochen auch wenig Zeit, um ihre Produktion umzustellen, sollten zu viele Mitarbeiter auf einmal freinehmen. Wer seine Arbeiter oder Angestellten unbedingt am persönlichen Feiertag braucht, ist auf das Entgegenkommen der Mitarbeiter angewiesen – und muss Zuschläge zahlen.

Doch wie ein Rundruf des STANDARD ergab, hält sich das Interesse an einem freien Karfreitag bisher in Grenzen. Wohl auch deshalb, weil der persönliche Feiertag vom Urlaubskontingent abgezogen wird. "Da hat sich eine große Enttäuschung breitgemacht", schildert dazu Irene Holzbauer von der Arbeiterkammer. Beim Stromerzeuger Verbund etwa haben 20 Personen um einen persönlichen Feiertag für den Karfreitag angesucht. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen 2.820 Mitarbeiter. "Überhaupt kein Thema" heißt es bei der OMV. Der Mineralölkonzern, der weltweit 20.200 und in Österreich 3.200 Mitarbeiter beschäftigt, hat bis Dienstagmittag lediglich drei Ansuchen für Karfreitag als persönlichen Feiertag registriert.

Bestehende Regelungen

Dass der Karfreitag nicht der heiß begehrte Kandidat für einen persönlichen Feiertag ist, liegt auch an bestehenden Regelungen auf Unternehmensebene. Bei der Münze Österreich etwa ist der Karfreitag – religionsunabhängig – nur ein verkürzter Arbeitstag. Besondere Maßnahmen wegen der Neuregelung waren daher nicht notwendig. Wer sich regulären Urlaub nehmen wollte, tat das bisher und tut das jetzt auch, heißt es aus dem Unternehmen. Einleuchtend, denn warum sollte jemand seinen persönlichen Feiertag für einen halben Arbeitstag vergeuden.

Ein Spezifikum gibt es bei der Wiener Börse, wo laut einer Sprecherin Mitarbeitern auf Basis einer Betriebsvereinbarung "unabhängig von der aktuellen Debatte" seit längerem entweder der Karfreitag oder Silvester als freier Tag zusteht, zumal an beiden Tagen kein Handel in Wien stattfindet. Zwar sperrt die Börse heuer erstmals auch an einigen gesetzlichen Feiertagen auf – und zwar an jenen, an denen sie aufgrund des internationalen Handelsgeschehens den größten Bedarf ortet. Der Karfreitag fällt aber nicht in diese Kategorie.

Auch die heimischen Großbanken erleben keinen Ansturm auf den persönlichen Feiertag: Die Bandbreite reicht von bisher gar keinen Anträgen bei der Erste Bank bis zu "nur in sehr geringem Ausmaß" bei der Bank Austria.

Kein Umschichten

Problematisch könnten geballte persönliche Urlaubstage eher in der Industrie werden, wo ein straffer Schichtbetrieb einem Produktionsplan folgt. Der Getränkehersteller Spitz zum Beispiel muss auch seine Schichten aufrechterhalten. So können etwa im Sommer – wenn die Getränkeproduktion auf Hochtouren läuft – auch nicht alle gehen. Das gilt für alle Feiertage.

Auch im Handel läuft es bezüglich Karfreitag rund. Elektrohändler Robert Hartlauer meint, die Nachfrage nach einem freien Tag halte sich in Grenzen. XXXLutz beobachtet medial eine größere Aufregung als in der Praxis. Auch Spar und Rewe orten keinerlei Auffälligkeiten. Fussl-Chef Ernst Mayr formuliert es so: "In die Messe gehen und arbeiten lassen sich bestens vereinbaren." Das habe schon seine Mutter so gehalten. Die Gewerkschaft bestätigt, dass es kaum Anfragen zu dem Thema gebe.

Untereinander ausgemacht

In der Praxis machen sich viele Teams untereinander aus, wer freihaben kann und wer nicht. Der eine melde sich für den Karfreitag, müsse aber im Gegenzug den Kollegen bei einem Fenstertag im Mai oder Juni den Vorrang lassen, sagt Rechtsexpertin Holzbauer von der Arbeiterkammer. Allerdings könnte die neue Regelung noch ein gerichtliches Nachspiel haben. Die Gewerkschaft hat ein Gutachten in Auftrag gegeben, auf dessen Basis die Arbeitnehmervertreter über eine Klage gegen den Eingriff in den Generalkollektivvertrag entscheiden wollen. (slp, aha, as, bpf, stro, vk, 3.4.2019)