Der politische Diskurs, der in den sozialen Netzwerken geführt wird, hat in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen.

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Wir feiern heuer 100 Jahre Frauenwahlrecht in Österreich. Bei der Nationalratswahl im Jahr 1919 hatten Frauen erstmals die Möglichkeit, sich zu beteiligen. Die Stimme der Frauen ist seitdem in den Wahlkabinen präsent. Bei politischen Diskussionen im Netz ist sie im Vergleich zur männlichen allerdings etwas leiser.

Der politische Diskurs, der in den sozialen Netzwerken geführt wird, hat in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Das lässt sich daran erkennen, dass Plattformen wie Facebook oder Twitter immer intensiver im Wahlkampf eingesetzt werden und beispielsweise auch Kandidaturen über diese Kanäle (Siehe Artikel Karas und Edtstadler führen ÖVP in EU-Wahl) öffentlich gemacht werden. Die Parteien nützen die Möglichkeit, direkt und ohne Filter der Medienredaktionen an die Bevölkerung heranzutreten.

Auch Bürgerinnen und Bürger können über diese Kanäle ihre politische Meinung äußern und haben damit die Chance, nicht nur den eigenen Bekanntenkreis zu erreichen. Die technische Möglichkeit ist aber keinesfalls ein Garant für eine gleichberechtigte Debatte.

Der Großteil der Menschen in Österreich nützt soziale Medien nämlich nicht, um sich aktiv an der politischen Diskussion zu beteiligen. Nur jeder fünfte Befragte hat im vergangenen Jahr zumindest einmal etwas über Politik im Internet gepostet oder geteilt. Zu diesem Ergebnis kommt das Demokratieradar, eine breit angelegte Bevölkerungsstudie, die sich unter anderem mit der Partizipation am politischen Prozess abseits von Wahlen beschäftigt hat. Das schließt freilich nicht aus, dass die politische Kommunikation der Parteien dennoch erfolgreich ist und die Inhalte passiv gelesen werden.

Bei jenen Personen, die sich aktiv an der Debatte beteiligen, zeigt sich ein Unterschied zwischen den Geschlechtern: Rund 21 Prozent der Männer und 16 Prozent der Frauen geben an, in den letzten zwölf Monaten zumindest einmal etwas über Politik im Internet gepostet oder geteilt zu haben. Diese Diskrepanz ist belastbar und statistisch relevant.

Die Unterschiede in der Beteiligung von Frauen und Männern zeigen sich im Übrigen nicht überall: So nehmen beide Geschlechter gleichermaßen an Unterschriftensammlungen beziehungsweise Volksbegehren und an Demonstrationen teil und tragen politische Abzeichnen. Frauen kontaktieren aber deutlich weniger als Männer ihre Politikerinnen und Politiker und arbeiten auch seltener in einer Partei mit.

Auffallend ist zudem, dass sich Frauen nicht nur in Österreich, sondern auch auf europäischer Ebene weniger am Onlinediskurs beteiligen.

Rund neun Prozent aktiven Postern unter Männern stehen hier rund fünf Prozent Nutzerinnen gegenüber.

Die Gründe dafür, warum Frauen bei politischen Diskussionen im Netz weniger aktiv sind, sind sicherlich vielfältig. Eine Erklärung könnten Hasspostings sein, die in einer respektvollen Diskussionskultur sicherlich keinen Platz haben. Das Demokratieradar zeigt zudem, dass Frauen sich deutlich seltener trauen, sich an einem Gespräch über politische Fragen zu beteiligen.

Mit diesen Zahlen können keine Aussagen darüber getroffen werden, wie häufig die Nutzerinnen und Nutzer politische Inhalte teilen. Jeder und jede Einzelne kann sich dazu selbst einmal ein Bild machen und den eigenen Newsfeed dahingehend betrachten. Wie die eigene Timeline aussieht, ist natürlich letztlich auch eine Konsequenz daraus, mit wem man sich über die sozialen Netzwerke verbindet. (Katrin Praprotnik, 4.4.2019)