Die große Hoffnung Methadon entpuppte sich zumindest in einem Zellexperiment als unwirksam. Bis die Ergebnisse erster klinischer Studien vorliegen, wird es noch etwas dauern.

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Vor etwa zwei Jahren war Methadon ein große Thema. Viele Patienten hatten nach einem Beitrag in der ARD-Informationssendung "Plusminus" die Hoffnung, dass sie das Opioid von ihrem Krebsleiden befreit. Eine Petition forderte sogar den Deutschen Bundestag dazu auf, die Wirkung von Methadon in der Krebsbehandlung in klinischen Studien weiter zu erforschen. Wissenschafter der Universitätsmedizin Leipzig haben nun Methadon zur Therapie von Hirntumoren in einer Laborstudie getestet und kommen zu einem ernüchternden Ergebnis: Bei der Behandlung von Hirntumoren ist das Opioid unwirksam.

Die Studie wurde durch die öffentliche Debatte angestoßen, um den möglichen Effekt von Methadon in der Krebstherapie, insbesondere für die Behandlung unheilbarer Tumore des zentralen Nervensystems, sogenannte Glioblastome zu klären. Für die Untersuchung legten die Forscher primäre Zellkulturen aus Hirntumoren an, die sechs Patienten entfernt wurden. "Wir haben erstmals neben den Tumor-Zellkulturen auch Kulturen gesunder Zellen der Patienten angelegt, um die Wirkung von Methadon auf beide Zelltypen zu vergleichen", sagt Studienleiter Frank Gaunitz vom Institut für Biochemie an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig.

Von Selbstmedikation wird abgeraten

Die Tumor-Zellkulturen wurden auch mit der Standardtherapie bei einem Glioblastom behandelt: Bestrahlung und Chemotherapie. Zusätzlich setzten die Forscher die Zellen mit Methadon in unterschiedlichen Konzentrationen aus. So konnten sie beobachten, ob Methadon einen zusätzlichen Effekt hat und die Standardtherapie verstärkt. "Unsere Resultate zeigen, dass die Standardbehandlung wirksam ist, aber durch Methadon kein Zugewinn erzielt wird. Es dürfte auch nichts nützen, wenn ein Patient nur Methadon nimmt. Das würde erst in Konzentrationen wirken, die für den Körper tödlich sind. Zudem konnten wir die Arbeiten von anderen Forschergruppen bestätigen, dass manche Tumorzellen bei niedrigen Methadon-Konzentrationen sogar schneller wachsen", erklärt Gaunitz.

Zugleich wurden gesunde Zellen im Experiment mit unterschiedlichen Konzentrationen des Opioids ausgesetzt. Es zeigte sich, dass auch sie bei den Dosen zerstört werden, bei denen auch Krebszellen absterben. Gaunitz rät Patienten von einer Selbstmedikation durch Methadon ab: Sollten Vorerkrankungen vorliegen, etwa eine geschädigte Leber, könne es im schlimmsten Fall tödlich enden. (red, 1.4.2019)