Bildungsminister Heinz Faßmann erhofft sich aus der Umstrukturierung einen rascheren Datenaustausch.

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Salzburg – Das Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) wird in das Bildungsministerium eingegliedert. Das hat Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) am Donnerstag in Salzburg bekanntgegeben. Das Institut, das etwa die Pisa-Tests in Österreich sowie die BildungsStandarderhebungen durchführt, bekommt auch einen neuen Namen. Es soll Institut des Bundes für Qualitätssicherung im österreichischen Schulwesen (IQS) heißen.

"Ich bin kein notorischer Zentralisierer", versicherte Faßmann. Doch die Neuorganisation sei nötig, damit die erhobenen Daten schneller in die Bildungspolitik einfließen können. "Bisher konnten viele Daten aus den Erhebungen vom Ministerium aus Datenschutzgründen nicht eingesehen werden." Die Erhebung und Nutzung der Daten soll damit systemimmanent werden.

"Keine geschönten Ergebnisse"

Die evidenzbasierten standardisierten Leistungsmessungen an Schulen sollen künftig auch den Schulen eine Rückmeldung geben. Den Lehrerinnen und Lehrern sollen die Ergebnisse der Tests dann rasch zur Verfügung stehen, um diese für gezielte Fördermaßnahmen einzusetzen. "Weniger Ideologie und mehr Fakten sind in der Bildungspolitik eine Notwendigkeit", sagt der Minister.

Es bleibe aber ein "wissenschaftlich unabhängiges Institut", betonte Faßmann. Dies werde auch gesetzlich festgeschrieben. "Wir wollen keine geschönten Ergebnisse." Ein wissenschaftlicher Beirat, der vom Ministerium nach fachlichen Kriterien bestimmt wurde, werde wie bisher sicherstellen, dass das IQS internatio-nal anerkannte wissenschaftliche Grundsätze anwendet.

140 Mitarbeiter bleiben in Salzburg

Das neue Institut wird ab 1. Juli 2020 eine nachgeordnete Dienststelle des Bildungsministeriums, bleibt aber in Salzburg. Das freut wiederum Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP), der zunächst leicht besorgt war, das Bildungsforschungsinstitut könnte nach Wien wandern. Die 140 Beschäftigten des ehemaligen Bifie werden in den Bundesdienst übernommen.

Auch die Direktorin des Bifie, Angela Weilguny, sieht die Neuorganisation positiv: "Wenn wir Teil des Systems sind, erwarten wir uns höhere Akzeptanz an den Schulen." An der inhaltlichen Arbeit ihrer Einrichtung werde sich nicht viel ändern. Neue Testformate werden entwickelt, die den Zugriff auf Mikrodaten erleichtern. Weilguny: "Wir generieren einen riesigen Datenschatz. Der muss zugänglich werden."

Unabhängige Forschung nicht gewährleistet

Der Vorsitzende der Lehrergewerkschaft, Paul Kimberger, nennt das anders. "Wir haben in den letzten Jahren Datenfriedhöfe erzeugt." Die Akzeptanz an den Schulen werde man nicht mit einer organisatorischen Maßnahme erhöhen, meint der Lehrervertreter. "Lehrer brauchen nicht mehr Tests, sondern mehr Unterstützung." Die Anzahl der Bildungsüberprüfungen müsse deutlich zurückgeschraubt und dafür die Qualität erhöht werden, fordert der Gewerkschafter.

"Das ist Unfug, das zur ministeriellen Abteilung zu machen. So etwas muss unabhängig sein, damit kein Einfluss genommen wird", sagt der ehemalige Direktor des Bifie, Günter Haider. Unabhängige Forschung könne so nicht gewährleistet werden, betont der Bildungswissenschafter. Der Umbau sei schon seit Längerem im Gange. Der unabhängigen Direktoren haben sie sich längst entledigt. Alle Leistungsträger hätten das Institut bereits fluchtartig verlassen, nur noch die Systemerhalter bleiben, sagt Haider.

Auf Regierungslinie getrimmt

Auch SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid kritisiert den Umbau scharf: "Scheinbar macht die Message-Control auch vor dem Bildungswesen nicht halt. Diese Pläne kennen wir schon von der Statistik Austria." Das Institut werde auf Regierungslinie getrimmt und evidenzbasierte Bildungspolitik "ans schwarz-blaue Gängelband gehängt", sagt die ehemalige Bildungsministerin. Nur ein unabhängiges Institut stelle die wissenschaftliche Integrität für Bildungsmonitoring und Performancemessung sicher. (Stefanie Ruep, 28.3.2019)