Für Ausbau, gegen Pflicht: Bildungsminister Heinz Faßmann und die Ganztagsschule.

Foto: Matthias Cremer

Wien – Im Gefolge des aktuellen Nationalen Bildungsberichts hat Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) im Ö1-"Morgenjournal" am Donnerstag sein Ziel bekräftigt, innerhalb der nächsten drei Jahre für 40 Prozent der Schulkinder einen ganztägigen Betreuungsplatz anbieten zu können.

Auch der jüngste Bericht des Bundesinstituts für Bildungsforschung hatte gezeigt, dass ganztägige Schulformen vor allem im städtischen Bereich genutzt werden – und dort vor allem von Kindern mit höher gebildeten und beruflich bessergestellten Eltern. "Dies läuft dem Ziel einer kompensatorischen Wirkung entgegen", hieß es bei der Präsentation des Berichts. Weder soziale noch sprachliche Nachteile könnten mit dem derzeitigen Modell ausgeglichen werden.

Faßmann verweist im ORF-Radio auf den bereits angekündigten Ausbau von Ganztagsschulplätzen. Künftig wolle sich der Bund mit rund 70 Prozent an den Personalkosten beteiligen. Auch Horte sollen mit der neuen 15a-Vereinbarung, die noch mit den Bundesländern verhandelt werden muss, gefördert werden. Faßmanns Ziel ist es, an 85 Prozent der Schulstandorte, konkret im Bereich der Volksschulen und der Sekundarstufe I, ganztägige Betreuung anbieten zu können.

"Weit entfernt"

Allerdings: Eine Verpflichtung zum Besuch einer solchen Schule soll es vorerst nicht geben, das "würde schon sehr weitgehend sein", sagt Faßmann. Außerdem könne man eine solche Verpflichtung "letztlich auch nur dann aussprechen, wenn wir ein flächendeckendes, hundertprozentiges Angebot hätten – davon sind wir aber noch weit entfernt". Er präferiere die oft erwähnte "Wahlfreiheit" für Eltern.

Auch einen Seitenhieb auf die Platzvergabe in der Bundeshauptstadt kann sich der Minister nicht verkneifen. Dass man dort im Vorteil sei, wenn beide Elternteile berufstätig sind, gefällt ihm nicht: "Ich glaube, so was sollte man zurücknehmen." (red, 28.3.2019)

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