Es gibt Gewohnheiten, die es sich zu hinterfragen lohnt. Langjährige Beziehungen regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen kann zum Beispiel nicht schaden. Lena Dunham hat das vor wenigen Tagen getan. Sie scheint ihre Entscheidung bislang nicht zu bereuen.

Die New Yorkerin, die vor einigen Jahren mit der Serie "Girls" ein neues weibliches Selbstverständnis auf die Leinwand brachte, hat ihre Waage entsorgt. Ganze 25 Jahre habe sie mit dem unliebsamen Messgerät verbracht, nun sei es an der Zeit, Adieu zu sagen. Dunham warf das Stück selbstverständlich auf zeitgemäße Weise weg. Statt die Waage heimlich, still und leise im Container verschwinden zu lassen, ging die Regisseurin, Produzentin und Drehbuchautorin den Abschied professionell an. Sie filmte sich dabei, wie sie im Pyjama das Gerät in den Mistkübel ihrer Küche warf: "Ich kann das nicht mehr. Ich empfinde nichts mehr für dich, ich liebe dich nicht mehr."

Lena Dunham im März in New York.
Foto: APA/AFP/ANGELA WEISS

Das Instagram-Video der filmreifen Trennung wurde mittlerweile mehr als 346.000-mal aufgerufen, große Begeisterung auch in den Kommentaren. Es scheint, als habe die New Yorkerin vor Beginn der Bikinisaison 2019 einen Nerv getroffen.

Dunham, die ihren Fans schon vor fünf Jahren als Hannah in "Girls" in einem knappen apfelgrünen Zweiteiler versicherte, dass jede Frau alles tragen kann, macht endlich Schluss mit Kilozählen, dem Zahlen- und dem Größenterror. Das ist ziemlich konsequent. Seit Dunhams Serienerfolg "Girls" und ihrer zunehmenden Bekanntheit und Präsenz auf den roten Teppichen wurden ihr Aussehen und ihre Gewichtsschwankungen in den Medien ständig kommentiert.

Die 32-Jährige tat seither alles, was eine Frau mit drei Millionen Instagram-Followern eben dagegen tun kann. Sie schrieb ihr eigenes Drehbuch und reagierte regelmäßig auf der Social-Media-Plattform auf Kommentare zu ihrem Körper, zuletzt zeigte sie sich dort in Spitzenunterwäsche und versicherte: "Ich wiege so viel wie nie zuvor. (...) Und ich bin so glücklich wie noch nie."

Solch inszenierte Social-Media-Seifenopern mögen mit Vorsicht zu genießen sein – gleichzeitig hat ein wenig Radikalität noch niemandem geschadet. Ein Anfang wäre, die Waage zu entsorgen. Muss ja nicht gleich ein Instagram-Video dazu veröffentlicht werden. (Anne Feldkamp, 28.3.2019)