Josef "Beppo" Muchitsch, passionierter Freizeitrocksänger, animierte Parteichefin Rendi-Wagner zu Tanz- und Gesangseinlagen.

Foto: Alexander Danner

Josef "Beppo" Muchitsch ist nicht zu übersehen. Eine stattliche politische Größe, mit südsteirischem, erdigem Schmäh. Der bullige Baugewerkschafter und SPÖ-Sozialsprecher hat seine Parteichefin an diesem Donnerstagabend zu seiner SPÖ-Regionalkonferenz nach Deutschlandsberg geholt. Wohl als Teil einer Imagepolitur. Pamela Rendi-Wagner soll sich an der roten Basis langsam warmlaufen.

Die beiden geben optisch einiges her. Man fürchtet fast ein wenig um ihre Gesundheit, wenn die Konfektionsgröße 58 die zierliche Städterin herzt.

Bevor das SPÖ-Regionaltreffen in der Deutschlandsberger Koralmhalle startet, ruft Muchitsch zur Pressekonferenz mit den lokalen Medien in den Wintergarten der Halle. Draußen, im umliegenden Park, hat sich längst Frühlingsstimmung breitgemacht. Ob es auch in der SPÖ so etwas wie ein Frühlingserwachen gebe? Rendi-Wagner hält kurz inne: "Na ja, es ist ein sehr schwieriges Jahr gewesen, es geht aber aufwärts. Aber es geht nur gemeinsam, ich bin ja keine One-Woman-Show. Ich habe hier an meiner Seite zum Beispiel Beppo, meinen starken Rücken im Parlament."

Landesparteichef Michael Schickhofer, der zur Rechten Rendi-Wagners sitzt, scheint die Innigkeit zwischen der Parteichefin und dem an der Basis umtriebigen Muchitsch nicht sonderlich zu behagen. Er wirkt ein wenig bockig, beinah beleidigt, zumal ihn Rendi-Wagner als "manchmal mehr, manchmal weniger lästig" charakterisiert. Und das noch dazu später abermals coram publico in der randvollen Halle.

Hier am Podium ist sie mittlerweile trittfester geworden. Sie ist bemüht, inhaltlich schärfer und knackiger zu formulieren. Rendi-Wagner wird deutlich, wenn es um die staatliche Verantwortung der Pflege geht, sie wettert gegen Mietenwucher und Spekulanten und wirft der türkis-blauen Regierung soziale Kälte vor. "Wir zeigen nicht wie der Bundeskanzler mit dem Finger auf die Schwächsten der Schwachen, sondern wir reichen ihnen die Hand."

Zumindest den roten Frauen geht da das Herz auf: "Sie ist super, sie zeigt Emotionen, und sie ist bodenständig. Ich hoffe, dass es wieder aufwärtsgeht. Sie muss nur noch lernen, auf den Putz zu hauen", sagt Theresia Muhrer, Vizebürgermeisterin in Preding, am Rande der Konferenz im Gespräch mit dem Standard. "Sie macht das sehr gut, sie hat mir sogar die Hand gegeben, das hat mich sehr gefreut. Sie muss sich nur noch gegen die Männer durchsetzen", ergänzt Sabrina Kriebernegg, seit kurzem SPÖ-Mitglied.

Und auch die Pensionistin Stefanie Fahrenberger, die der Parteichefin eine – wie sie erklärt – selbstgestickte "Tischdecke Landhausstil mit bunten Herzen" schenkt, schwärmt von der "so sympathischen" Rendi-Wagner. Sie solle aber auf die "Hacklschmeißer" aus der Männerecke in der Partei aufpassen.

Dort zeigt man sich bisweilen noch reserviert-abwartend. "Ich finde es eh gut, dass erstmals eine Frau an der Spitze steht. Man hofft", sagt der rote Gemeindepolitiker Johann Lenz.

"Der Doskozil wäre halt auch gut gewesen, der vertritt aber was anderes", meint Karl Kolleritsch, Gemeinderat in Wies, und kritisiert, "bei den Ausländern haben wir halt weniger Flagge gezeigt. Der Doskozil hat noch Zeit, jetzt ist er Landeshauptmann im Burgenland. In ein paar Jahren ist er sicher bereit für Höheres. Schau ma mal".

Als alles vorbei ist, Muchitsch wieder zum "Regionalvorsitzenden" gewählt ist, lehnt er sich entspannt zurück: "Heute war sie so locker wie noch nie."

Da wusste sie noch nicht, dass am Morgen danach eine Boulevardzeitung titeln wird: "Hammer-Umfrage: FPÖ überholt SPÖ". (Walter Müller, 23.3.2019)