Die Schauspielerin Iréna Flury wohnt seit kurzem in einer Dachgeschoßwohnung in Wiens 15. Bezirk. Hier schätzt sie die Freiheit, die in ihrem Kopf entsteht. Beim Einrichten hat sie gelernt, ihre Ungeduld zu zügeln.

"Diese Wohnung war totales Schicksal. Ich hab mir im gleichen Haus eine Wohnung immer wieder angeschaut, weil mir das Projekt so gut gefallen hat und ich die Gegend und die Nähe zum Theater so schätze. Aber eigentlich konnte ich sie mir nicht leisten. Als Verhandlungstaktik habe ich zum Makler gesagt: 'Wir würden so gern, aber ...' Dann hab ich ihm mein Budget genannt – und er sagte: 'Das ist ein Glück, es ist gerade eine Wohnung zurückgekommen.' Das war diese hier. Ich bin reingegangen – und fand sie perfekt.

"Diese Wohnung war für mich ein Neustart." Die Schauspielerin Iréna Flury im Wohnbereich ihrer Dachgeschoßwohnung.
Foto: Lisi Specht

Sie ist 91 Quadratmeter groß und hat oben eine 20 Quadratmeter große Terrasse. Der Ausblick von dort über die Dächer Wiens bis hin zum Wienerberg hat mich fast ein bisschen an New York erinnert. Das Kaufanbot habe ich dann vor etwas mehr als einem Jahr gelegt. Damals hieß es, dass das Projekt im Mai fertig wird. Das hat sich immer weiter verzögert. Ende August bin ich dann eingezogen. Bis vor kurzem war das ganze Haus noch eine Baustelle.

Es braucht eben alles seine Zeit. Aber es war für mich auch eine gute Übung, weil ich von Natur aus sehr ungeduldig bin. Im Moment ist bei der Einrichtung noch Minimalismus angesagt. Ich merke aber auch, dass mir der Raum grad total guttut. Es macht so eine Freiheit in meinem Kopf, wenn noch nicht alles so vollgepfercht ist.

Es ist derzeit noch ein Leben in Provisorien. Alles dauert. Bei meiner geliebten Ada-Couch betrug die Lieferzeit sechs bis acht Wochen. Dann wollte ich erst die Couch haben, bevor ich die Sessel bestellt habe. Und das Bücherregal, das Patrycja Domanska designt, soll ja auch zum Rest passen. Aber ich glaube auch, dass es besser ist, wenn etwas organisch entsteht. Ich merke so langsam, dass mir Ideen kommen – zu den Lampen zum Beispiel. Vor wenigen Tagen erst habe ich einige neue Lampen montiert.

Fotos: Lisi Specht

Ich mag alles, was mit natürlichen Farben und Stoffen zu tun hat. Am Anfang habe ich mir gedacht, dass es durch das Parkett so irrsinnig viel Holz gibt. Aber ich mag es total gern, es erdet mich. Für meinen amerikanischen Freund Max steht sowieso Gemütlichkeit an erster Stelle. Es kommt überhaupt nicht infrage, dass etwas nur hübsch anzusehen ist.

Diese Wohnung war für mich ein Neustart. Ich habe vorher in einer 50 Quadratmeter großen Altbauwohnung gewohnt, sie war noch eher im Stil von meinen Mittzwanzigern. Hier hatte ich auf einmal das Gefühl, dass das eigentlich alles nicht mehr passt. Bis auf mein Bett, eine kleine Kommode von meiner Großmutter und zwei Bücherregale habe ich tatsächlich alles zur Volkshilfe und zu Ute Bock gegeben.

Am letzten Tag vor meinem Auszug stand noch ein Polstersessel in meiner alten Wohnung, bei dem ich bis zuletzt überlegt habe. Ich hatte die Tür offen stehen, als gegenüber eine Mädels-WG einzog. Als sie rüberkamen und sich vorstellten, hab ich sie gefragt, ob sie den Sessel wollen. Sie waren total happy. So musste ich ihn nur einmal über den Gang reichen.

Fotos: Lisi Specht

Ich habe immer von einer Terrasse und einer Badewanne geträumt. Das habe ich mir jetzt beides erfüllt. Aber durch meinen Beruf und meine Beziehung zu Max werden wir wohl noch öfter den Wohnraum wechseln. Ich bin an verschiedenen Orten zu Hause und kann mich auch in verschiedenen Wohnsituationen zurechtfinden.

Meine Wohnphilosophie ist Gemütlichkeit und Authentizität. Ich möchte zu Hause ganz ich sein können, ohne etwas darstellen zu müssen. Derzeit merke ich schon immer wieder energetisch, dass ich fünf- bis sechsmal pro Woche abends vor tausend Menschen spiele.

Wenn ich aus dem Theater gehe, fahre ich circa sieben Minuten mit dem Fahrrad nach Hause. Dann komme ich hier an und kriege augenblicklich eine andere Körperhaltung. Hier sind die hohen Schuhe weg und die Schminke kommt runter. Dann bin ich daheim." (25.3.2019)