Unser Deutschlehrer in der Unterstufe war, Pardon Herr Fessor, pädagogisch eine echte Katastrophe. Bei der Rückgabe von Schularbeiten zelebrierte er vor allem die "Nicht genügend" mit einem breiten Grinsen und dem Hinweis, dass Sitzenbleiber es nie zu etwas bringen würden. Tränen motivierten ihn, Widerspruch reizte ihn, mittlerweile ist er längst in Rente – Germanismen im österreichischen Deutsch ärgerten ihn besonders.

Vermutlich können sich viele Erwachsene an Lehrende erinnern, deren Unterricht kein Vergnügen war. Auch die aktuellen Vorwürfe gegen eine Wiener AHS-Lehrerin fallen in diese Kategorie. Sie bestreitet, dass sie Schüler gedemütigt und benachteiligt hat, Eltern wollen ihr die Kinder aber nicht mehr anvertrauen.

Meistens sind Lehrerinnen und Lehrer aber sehr engagiert. Von vielen kann man, auch wenn das nicht auf dem Stundenplan steht, auch menschlich etwas lernen. Allein in Wien gibt es 26.000 Pädagogen, pro Jahr werden nur einige Dutzend gravierende Vorwürfe gemeldet.

Wenn es aber ohnehin nur wenige heikle Fälle sind, sollte doch der schulische Deeskalationsplan greifen, der die komplette Hierarchie vom Lehrer bis zur Schulaufsicht sowie Schüler und Eltern berücksichtigt. Das tut er aber offenbar nicht – oder nicht immer. Es stünde einer Bildungseinrichtung gut an, wenn alle Beteiligten gemeinsam eine Lösung suchten und fänden. (Michael Simoner, 21.3.2019)