Kinderbetreuung, wenn es nicht anders geht: Die Notfallmamas sind Tag und Nacht erreichbar.

Foto: KiB children care

Die Stirn ist heiß, die Augen glasig, die Nase rinnt – der Nachwuchs ist offensichtlich krank und fühlt sich schlecht. Es ist klar: Das Kind muss zu Hause bleiben. "Und das gerade jetzt!", denken sich viele Eltern, die berufstätig sind. Weil sie etwa eine wichtige Sitzung, einen Kundentermin oder eine nicht zu verschiebende Abgabe haben. Nicht immer funktioniert es, dass sich Mutter und Vater bei der Krankenpflege abwechseln. Alleinerziehende haben es dabei mehrfach schwer. Die Pflegefreistellung ist begrenzt, und oft fehlen Verwandte in der Nähe, die einspringen könnten. Trotzdem muss jemand bei dem Kind zu Hause bleiben. Bei solchen Betreuungsengpässen organisiert der Verein Kib (Kinder in Betreuung) vorübergehend eine sogenannte Notfallmama.

Kurzfristige Unterstützung

Österreichweit unterstützt der Verein Familien bei der Kinderbetreuung zu Hause und stellt Kontakt zu einer erfahrenen Notfallmama her. Die Initiative ist täglich 24 Stunden erreichbar, die Unterstützung ist kurzfristig und unkompliziert. Meistens kann eine Betreuung innerhalb von acht bis zwölf Stunden organisiert werden. "Es ist im Grunde organisierte Nachbarschaftshilfe", heißt es von dem Verein. Für 14,50 Euro im Monat kann man Mitglied werden und die Hilfe in Anspruch nehmen. In Wien arbeitet Kib mit den Wiener Sozialen Dienste zusammen.

Viele der Notfallmamas (der Großteil von ihnen sind Frauen) arbeiten ehrenamtlich. Kommen mehrere Stunden an mehreren Tage in einer Woche zusammen, verlangen manche auch eine Aufwandsentschädigung. Rund acht Euro pro Stunde bekommt eine Notfallmama dann. Eltern können das Geld über den Verein zurückbekommen. "Wir arbeiten nach dem Grundsatz, dass Eltern durch die Krankheit eines Kindes keine Kosten entstehen sollen", so Eva Gruber von Kib. Die Betreuung ist pro Krankheitsfall auf maximal drei Tage beschränkt. Notfallmamas betreuen Kinder auch, wenn ein Elternteil krank ist und sich temporär nicht um die Kinder kümmern kann.

Vorteile für alle

Von der Initiative profitieren nicht nur betroffene Familien, die im alltäglichen familiären Organisationsdilemma stecken, sondern auch die Notfallmamas, von denen es derzeit österreichweit rund 500 gibt: Sie bekommen eine jährliche Weiterbildung und können ihre sozialen Kompetenzen Familien zugutekommen lassen, die sie dringend brauchen. Oft sind es pensionierte Kinderkrankenschwestern, Kindergärtnerinnen oder Großmütter, deren eigene Enkel weit entfernt wohnen, die sich als Notfallmama bewerben. "Die Eltern befinden sich in einer Ausnahmesituation. Sie sollen ein gutes Gefühl bekommen, Schuldgefühle ihrerseits ablegen können und ihr Kind in guten Händen wissen", erzählt eine der Notfallmamas, die selbst Mutter ist und bei ihren Einsätzen meist Kinder im Alter von zwei bis neun Jahren betreut. Für sie ist die Tätigkeit ein "wunderschönes Geben und Nehmen".

Notfallmamas gesucht

Der Verein Kib organisiert seit 1998 Betreuung für Kinder zu Hause, die bis zu Vollendung des 18. Lebensjahres in Anspruch genommen werden kann. Die Unterstützung wird von immer mehr Eltern genutzt, jedes Jahr werden es mehr: 2018 wurden in ganz Österreich 2.157 Kinder in rund 21.563 Einsatzstunden betreut. Im Schnitt benötigen Eltern für zwei Tage Unterstützung in der Betreuung. Deshalb brauchen die Notfallmamas auch Verstärkung: Ganz besonders in Graz-Umgebung, Innsbruck-Land, Wiener Neustadt, Eisenstadt und in Oberösterreich im Mühlviertel und im Mondseeland werden derzeit Notfallmamas gesucht. (adem, 23.3.2019)