Es gibt zwei Arten von Pferden. Die, die einen Pool vor dem Stall haben – und alle anderen. Das spanische Architekturbüro CC Arquitectos hat extra für Schnösel-Pferde diesen Design-Quader (s. Bild) entworfen. Es ist eines der Beispiele dafür, dass die Liebe zwischen Menschen und Haustieren unendlich ist. Und das gilt nicht nur für exklusive Stuten und Hengste. Der Markt, der sich besonders um Hund, Katze und Co dreht, beschränkt sich längst nicht mehr nur auf Fressen und Spielen. Die Tiere sollen sich auf ihren eigenen Designermöbeln wohlfühlen. Das lassen sich die Halter auch gerne etwas kosten.

2016 sollen die Amerikaner rund 66,75 Milliarden Dollar für ihre Lieblinge ausgegeben haben. Eine Spectra-Haustierstudie aus dem Jahre 2017 sagt, dass fast jeder dritte Österreicher ein Haustier hat. Und für die wird auch tief in die Tasche gegriffen: Im Schnitt geben Tierfreunde 82 Euro pro Monat aus.

"Stall des Anwesens": Dank des spanischen Architekturbüros CC Arquitectos hat dieser weiße Hengst sogar einen eigenen Pool – samt Bronzeskulptur.
Foto: Rafael Gamo

Sogar bis ins Museum hat es die Auseinandersetzung zwischen Mensch und Tier geschafft. Die Ausstellung Kreaturen nach Maß präsentierte im vergangenen Jahr im deutschen Museum Marta Herford unter anderem Möbelstücke, die gängige Haustiernormen hinterfragen. Muss es wirklich der Tschick-gelbe Kratzbaum sein? Das geht besser.

Tierbehausungen

Der Bildband Tiertektur – Design für Haustiere beschäftigt sich mit dem Phänomen des Tier-Designs und beweist: Es geht auch anders. Auf 280 Seiten zeigt der britische Autor Tom Wainwright außergewöhnliche und faszinierende Behausungen von Designern aus aller Welt für alles, was Fell, Federn oder Schuppen hat.

Dass es bei den Betten, Kratzbäumen und Aquarien nicht nur um die Tiere geht, daraus macht Wainwright keinen Hehl. Denn dann würden es auch die ausgemusterten Sitzsäcke aus seiner Kindheit tun, die der Hund des Autors immer mit Vergnügen zum Mittagsschlaf nutzte. Es geht vor allem darum, das Laisser-faire der Vier- bzw. Zweibeiner mit den Design-Ansprüchen der Frauchen und Herrchen zu verbinden.

Damit die "dekorativen Schandflecke" nicht das Bild der sonst tadellos eingerichteten Wohnung zerstören. Ob es bei manchen Designs nicht auch eine ausrangierte Knautschkugel getan hätte, liegt im Auge des Betrachters.

Das Fisch-Interieur kommt aus dem 3D-Drucker.
Foto: Masayuki Hayashi

Verbindung stärken

Es soll praktisch bleiben. Das zeigt der "Curvynest Cat Tree" von Catswall Design. Er bietet mit seinen gebogenen Flächen Platz für mehrere Katzen. Mit seinem ungewöhnlichen Design dürfte er die Tiere aber (siehe Bild) erst einmal verdutzt hinterlassen. Der Kratzbaum ist einen Meter hoch und lädt Mensch und Vierbeiner zu einer ernsten Konversation (fast) auf Augenhöhe ein – oder eben zu Streicheleinheiten.

Praxis trifft Innovation: Auf dem "Curvynest Cat Tree" können mehrere Katzen entspannen.
Foto: Catswall Design

Denn auch das steckt hinter vielen Design-Ideen: Sie sollen die Mensch-Tier-Verbindungen stärken. Designer Haruka Misawa wagte sich an das Goldfisch-Glas. Der Japaner experimentierte mit Produkten aus dem 3D-Drucker. Darin versteckt: grüne Pflanzen. Was sich die Fische bei so einer peinlich-sauberen Installation wohl denken müssen? Es wird ihnen egal sein. Oder doch nicht? (Thorben Pollerhof, RONDO, 26.3.2019)