Beim ÖFB-Cup-Viertelfinale zwischen dem GAK und der Austria hatte die Polizei auf der Straße einiges zu tun.

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Sollen Fußballklubs zur Kasse gebeten werden, wenn die Polizei wegen Aufmärschen von Fans oder gar wegen Ausschreitungen einschreiten muss? Die Idee wurde in der Vergangenheit bereits mehrmals geäußert und bisher immer abgeschmettert. Doch nun klemmt sich die niederösterreichische ÖVP dahinter. Ein Antrag, der auch das Verursacherprinzip zum Thema hat, werde am Donnerstag im Landtag in St. Pölten behandelt, bestätigte ÖVP-Klubobmann Klaus Schneeberger am Mittwoch einen entsprechenden "Kurier"-Bericht.

Niederösterreichs ÖVP hofft auf Bund

Er verwies im Zusammenhang mit dem Antrag auf "Großveranstaltungen mit Gefährdungspotenzial", bei denen die "Veranstalter erwerbsmäßig unterwegs" seien. Als Beispiel nannte er das Fußballderby Austria Wien gegen Rapid Wien im vergangenen Dezember. 800 Polizisten seien dort im Einsatz gewesen, viele von ihnen auch aus Niederösterreich. Angefallene Überstunden würden selbige am Heimatdienstort der Beamten reduzieren. Schneeberger hofft auch auf breite Diskussion auf Bundesebene.

Auf Fußballebene stieß das Vorhaben prompt auf einen einhelligen Nein-Schlachtruf: "Der Vorschlag ist eine Katastrophe. Wir bestellen die Polizei ja nicht. Wer verhindert dann, bei jedem Spiel noch mehr Einsatzkräfte einzusetzen, wenn sie die Kosten auf die Vereine abwälzen können", heiß es auf STANDARD-Anfrage bei der Rapid-Rechtshilfe.

Stundenlang eingekesselt

Die Polizei hatte vor dem Derby im Dezember hunderte Rapid-Anhänger stundenlang festgehalten, weil zuvor während eines Fanmarsches einzelne Hooligans Dosen und Schneebälle auf die Wiener Südosttangente geworfen hatten.

Austria-Wirtschaftsvorstand Markus Kraetschmer sagt zum Vorschlag der ÖVP: "Es drängen sich zwei Gedanken auf. Einerseits: Gilt das auch für andere Großveranstaltungen? Ich denke da an Konzerte und andere Sportevents wie Eishockey. Außerdem habe die Austria im Vorjahr 300.000 Euro nur für Polizeikosten ausgegeben. "Mit Ordnerkosten sind wir bei Sicherheitsausgaben schon in einem siebenstelligen Bereich", so Kraetschmer.

Polizeistundenlohn: 46 Euro

Auch die Fußball-Bundesliga verwies auf schon bestehende Zahlungen für Polizeieinsätze: So kostet eine Einsatzstunde für einen Beamten 46 Euro. Die Bundesliga-Clubs erhielten vor jedem Spiel einen Veranstaltungsbescheid, wie viele Beamte vorgeschrieben werden, und einen entsprechenden Kostenbescheid, sagte Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer zur APA. Der Mindestbetrag der kleinen Vereine liege bei 50.000 Euro pro Saison. Rapid teilte mit, dass man in der vergangenen Saison "rund 1,2 Millionen Euro für Polizeieinsätze bei Spielen bezahlt" habe.

Der SPÖ-Nationalratsabgeordnete Robert Laimer, der im Dezember auch im Rapid-Kessel ausharren musste, warnt vor weiteren finanziellen Fallen: "Hier in St. Pölten sind wir stolz auf das Frequency-Festival. Wenn der Veranstalter alle Sicherheitskosten selbst tragen müsste, dann wäre das das Ende des Festivals."

Und die Rechtshilfe Rapid gab zu bedenken: "Mehr Polizei bedeutet natürlich nicht gleich mehr Sicherheit. Eine starke Präsenz wirkt ja auch bedrohlich. Und darunter leidet das Image des Sports." Im Block West sei beispielsweise keine Polizei da, und es passiere auch nichts. (Andreas Hagenauer, Michael Simoner, 20.3.2019)