Ein seltenes Bild: Thomas Gottschalk hört zu – in dem Fall Ferdinand von Schirach.

Foto: Screenshot/BR

Dass das Ehe-Aus der Gottschalks nach 42 Jahren just am Tag vor Ausstrahlung der ersten Sendung bekanntgegeben wurde, war sicher ebenso Zufall wie Thomas Gottschalks ständige Koketterie, sich als geistiges Nackerpatzl zu gerieren: "Durch die Gesamtverblödung meiner Umgebung bin ich plötzlich in die intellektuelle Ecke gedrängt worden", sagt er im Vorfeld seines neuen Literaturmagazins Gottschalk liest?, das erstmals am Dienstag um 22 Uhr im Bayerischen Rundfunk (BR) zu sehen war.

Nun, der Aufmerksamkeit dürften seine Trennung und ein paar markige Sprüche jedenfalls nicht schaden, das weiß der TV-Profi nur zu gut. Dass der "Literaturkaplan" nicht zum "Literaturpapst" avancieren wird – wie Marcel Reich-Ranicki tituliert wurde -, liegt auf der Hand.

Und dennoch: BR hat Gottschalk ein Format gezimmert, das den Spagat zwischen Information und Unterhaltung mit einer Lockerheit schafft, die Gottschalks Understatementdauerfeuer überflüssig machen sollte. "Je mehr man nachdenkt, umso mehr fällt einem auf, dass alles nicht so ist, wie es sein sollte. Ich habe mir das weitgehend geschenkt", sagte er zu Ferdinand von Schirach (Kaffee und Zigaretten), der neben Sarah Kuttner (Kurt), der Österreicherin Vea Kaiser (Rückwärtswalzer) und dem Fotografen Daniel Biskup (Wendejahre) zu Gast war – vor Publikum in einem Augsburger Theater.

V.l.n.r.: Ferdinand von Schirach, Sarah Kuttner, Vea Kaiser und Daniel Biskup bei Thomas Gottschalk.
Foto: Screenshot/BR

Hier ein Gagversuch zu viel, da eine Nachfrage zu wenig, um interessante Gedanken weiterzuspinnen, aber das größte Manko von Gottschalk liest? ist die Sendezeit. Bei vier Gästen in 45 Minuten bleibt nicht mehr als ein Kratzen an der Oberfläche. Und die meiste Redezeit verbucht ohnehin Gottschalk. Gut, aber mit Luft nach oben. (Oliver Mark, 19.3.2019)