Joseph Peterson führt vor, wie die Zähne des Räubers auf den Wirbel des Opfers getroffen sind.
Foto: Patrick Flood, UW Oshkosh

Oshkosh – Mitunter kann die Arbeit eines Paläontologen der Bezeichnung "Jurassic CSI" gerechter werden als die gleichnamige Doku-Reihe auf National Geographic. (Zumindest wenn man den Umstand ausblendet, dass "Jurassic" seit "Jurassic Park" fälschlicherweise als Überbegriff für die gesamte Dinosaurier-Ära verwendet wird – auch wenn es beispielsweise um kreidezeitliche Funde geht wie im konkreten Fall.)

Der Wirbeltierpaläontologe Joseph Peterson von der Universität Wisconsin hatte es mit Knochen eines Edmontosaurus – eines zwölf Meter langen Pflanzenfressers – zu tun, die Bissspuren eines Räubers aufwiesen. Aber welcher Spezies gehörte der "Täter" an? Um das herauszufinden, goss Peterson die Zahnabdrücke mit Silikon aus und verglich sie mit den Gebissen bekannter Fleischfresser.

Ausgehend von solchen Abgüssen wurde die Tätersuche gestartet.
Foto: Patrick Flood, UW Oshkosh

Die Fossilien des Edmontosaurus wurden in der Hell-Creek-Formation im Osten des US-Bundesstaats Montana gefunden. Zu seinen Lebzeiten, in der späten Kreidezeit, gab es dort eine überschaubare Zahl von Fleischfressern. Tyrannosaurus rex war der bekannteste, dazu kamen wesentlich kleinere Theropoden aus der Verwandtschaft des Velociraptors sowie große Krokodile.

Die Abdrücke wollten aber zu keiner Spezies so recht passen. Für einen T. rex wäre das Gebiss, das die Edmontosaurus-Wirbel durchlöchert hat, zu klein gewesen, für Raptoren zu groß. Krokodile wiederum hätten rundere Markierungen hinterlassen, während die auf den Wirbeln eher elliptisch geformt waren – passend eigentlich zu einem Tyrannosaurus, nur eben zu klein.

Petersons Folgerung: Es war tatsächlich ein T. rex – allerdings ein Teenager. Den Proportionen nach hätte man es mit einem elf bis zwölf Jahre alten Exemplar zu tun. Zahnabdrücke werden in aller Regel ausgewachsenen Räubern zugewiesen, führt der Forscher weiter. Möglicherweise denkt man da aber falsch, immerhin weiß man bislang recht wenig über die Ernährungsgewohnheiten junger Dinosaurier. Der Fall aus der Hell-Creek-Formation, wo die Zahl der Verdächtigen eingeschränkt sei, könne darauf hinweisen, dass man künftig auch jugendliche "Täter" stärker in Betracht ziehen muss. (jdo, 22. 3. 2019)