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Das Nein von Parlamentssprecher John Bercow zwingt die Regierung zu neuen Verhandlungen mit Brüssel.

Foto: AP Photo/Alastair Grant

Komik ist Tragik in Spiegelschrift. Das Schauspiel, das dieser Tage im altehrwürdigen House of Commons zu London über die Bühne geht, gemahnt an ein Schelmenstück. Eines jener Sorte jedoch, bei der das Publikum nicht weiß, ob es nun lachen soll oder doch weinen.

Und wie so oft in Tragikomödien ist es auch beim Brexit dem Clown vorbehalten, sich auf verschlungenen Wegen zum Helden emporzuschwingen. Zehn Tage vor dem geplanten EU-Austritt Großbritanniens stemmt sich ausgerechnet der wegen seiner mitunter bizarren Ordnungsrufe verlachte Parlamentssprecher John Bercow gegen das drohende Unhappy End, den Chaos-Brexit. Und das nicht eben mit der feinen Klinge, sondern mit der Brechstange.

Indem Bercow dem Plan Theresa Mays, dem Unterhaus ihren schon zweimal abgelehnten Deal ein drittes Mal zur Abstimmung vorzulegen, einen Riegel vorschiebt, übernimmt er als einziger Protagonist in dem Schauspiel Verantwortung. Denn Bercow, der sich auf einen Präzedenzfall aus dem Jahr 1604 beruft, weiß, dass May das dritte Votum mit hoher Wahrscheinlichkeit erneut verloren hätte.

Sein Nein zwingt die Regierung zu neuen Verhandlungen mit Brüssel – und damit automatisch zu einer weit längeren Verschiebung des Brexits, als es May gern hätte. Damit stellt er Großbritanniens politischer Kaste die längst fällige Hausaufgabe: Findet endlich einen Kompromiss, der dann auch hält! Ordeeeeeer! (Florian Niederndorfer, 19.3.2019)