Speziell auf den urbanen Raum zugeschnitten: die Elektro-Vans eTGE des Lastwagenherstellers MAN.

Foto: MAN Nutzfahrzeuge

Wie weit wird der Elektroantrieb im Logistikbereich vordringen können? Wird er bei den bei Handwerkern und Lieferdiensten weit verbreiteten 3,5-Tonnern Fuß fassen können? Fragen, auf die das Projekt "LEEFF" (Low Emission Electric Freight Fleets) in Oberösterreich Antworten bereitstellen könnte.

Gefördert vom Klimafonds, arbeiten 17 Partner – Unternehmen, Entwickler und Hochschulen – zusammen, um den Praxiseinsatz von Elektrotransportern zu erproben. "Wir wollen testen, wie sich die Fahrzeuge bei realen Bedingungen – also im Winter wie im Sommer, bei Stadt- und Überlandverkehr oder bei unterschiedlichen Steigungen – machen", veranschaulicht Projektleiter Bartosz Schatzlmayr-Piekarz vom Dienstleister i-Log, der zur Schachinger-Logistik-Gruppe gehört.

Dank des oberösterreichischen Batterieherstellers Kreisel Electric, der ebenfalls mit an Bord ist, wurde im Projekt ein eigener Elektrotransporter entwickelt. Das Unternehmen, das für seine Umrüstungen konventioneller Fahrzeuge in reichweitenstarke Stromer bekannt ist, nahm sich einen Mercedes Sprinter vor.

620-Kilo-Batteriesystem

Das Fahrzeug wurde zerlegt, der Verbrennungsmotor entfernt, alle Teile 3D-vermessen und mit neuem Getriebe, Elektromotor und leistungsstarken Batteriepacks neu assembliert. Ein Ansinnen, das laut Schatzlmayr-Piekarz allein etwa eineinhalb Jahre dauerte und Kosten von etwa einer Million Euro verursachte.

Kreisel integriert bei seinen Batteriesystemen konventionelle Zellen in ein selbst entworfenes Kühlsystem, das höhere Wirkungsgrade zulässt. Im Fall des umgebauten Mercedes wurde ein 620-Kilo-Batteriesystem verbaut, das eine maximale Nutzlast von 1060 Kilo über 140 Kilometer oder eine Nutzlast von 700 Kilo über 200 Kilometer transportieren lässt.

Ein maßgeschneidertes Automatikgetriebe kommt von den Mühlviertler Entwicklern Oberaigner Powertrain. Ein Erfolg von LEEFF ist, dass sich auch ein Partner gefunden hat, mit dem eine Kleinserie des Elektrotransporters produziert werden soll.

Als das Projekt 2016 startete, standen noch keine seriengefertigten Elektrofahrzeuge in dieser Größe zur Verfügung, erinnert sich der Projektleiter. Mittlerweile hat sich das geändert. In den Praxistests, die derzeit mit neuen Fahrzeugen ergänzt werden, kommen insgesamt vier Fahrzeugtypen zum Einsatz.

Hauptfokus auf Paketverkehr

Neben dem Kreisel-Umbau gehören drei MAN eTGE dazu. Die speziell auf Städte zugeschnittenen Elektro-Vans sollen eine maximale Reichweite von 160 Kilometern erreichen. Mit dabei ist auch ein Saic Maxus. Das Elektromodell des chinesischen Herstellers soll mit einer Ladung 200 Kilometer durchhalten.

Das vierte Testfahrzeug im Projekt ist ein älterer Umbau eines Citroën Jumper, dessen Batterieeinbau noch auf Kosten des Laderaums ging, zählt der Projektleiter auf. Die Tests werden in den laufenden Betrieb bei einer Reihe von Praxispartnern integriert. Dazu gehören neben Schachinger Logistik und Gebrüder Weiss etwa der Lebensmittelhändler Spar oder der Automatenbetreiber Selecta.

Ein Hauptfokus im Einsatz liegt bei Schachinger auf dem Paketverkehr im Raum Linz-Wels, aber auch längere Touren im Mühlviertel sind eingeplant. "Daten zu Tourprofilen und Energieverbrauch werden laufend ausgewertet", erklärt Schatzlmayr-Piekarz. "Es wird spannend zu sehen, wie die Reichweiten tatsächlich und im Vergleich aussehen."

Empfehlungen

Schatzlmayr-Piekarz und Kollegen werden nach der Testphase, die zumindest noch bis September dauert, ihre Erkenntnisse zusammenfassen und Empfehlungen für Elektromobilität in der Logistik abgeben. "Man muss bedenken, dass die meisten Paketdienste keine eigenen Fahrzeuge haben. Die kleinen Subunternehmer müssen letzten Endes ihre Investitionsentscheidungen treffen", gibt der Projektleiter zu bedenken. Für einen wirtschaftlichen Betrieb werden die Fahrzeuge noch billiger werden müssen.

Bei einer Umstellung großer Fuhrparks fehlen zudem noch Lösungen für die Ladeinfrastruktur. Schachinger habe in der Paketzustellung in Oberösterreich allein etwa täglich 200 Fahrzeuge im Einsatz. Wie das Laden einer solchen Flotte organisiert werden sollte, bleibt offen, sagt Schatzlmayr-Piekarz. "Es ist aber normal, dass eine Integration erst langsam in die Gänge kommt. Der Trend zur Elektromobilität selbst lässt sich jedenfalls nicht mehr aufhalten." (Alois Pumhösel, 22.3.2019)