Die bislang teuerste Kampagne der Österreich Werbung sorgt für Aufsehen.

Foto: ÖW/Steinthaler

Innsbruck – "You like it? Bike it!" Die neue Radkampagne der Österreich Werbung, die auf der ITB in Berlin von Tourismus- und Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) vorgestellt wurde, hat zumindest ein Ziel schon erreicht: Sie sorgt für Aufsehen. Auch in der Schweiz und Deutschland wird bereits über die neue Offenheit des bisher eher für seine Restriktionen hinsichtlich Mountainbiking bekannten Urlaubslandes berichtet. Allerdings schwingt in den Radsportmagazinen ein eher ironischer Unterton mit.

Weniger lustig findet diese Aufmerksamkeit der Verband der heimischen Waldbesitzer, der in der Landwirtschaftskammer angesiedelt ist. Sprecher Martin Höbarth spricht von "bewusster Missinterpretation" des Slogans durch gewisse Gruppen. Gemeint seien damit nämlich keineswegs Mountainbiker, die hier nur künstlich Aufregung schüren würden, sondern Genussradfahrer. Und die wolle man mit der Kampagne auf das Angebot an Radwegen, wie etwa in der Wachau, hinweisen.

Die Natur als Spielplatz

Auf den Einwand hin, dass es sich laut Österreich Werbung sehr wohl um eine Kampagne für Mountainbiker handelt – so lautet etwa der Slogan auf der Website "Mountainbiken – Die Natur als Spielplatz!" –, ergänzt Höbarth, dass für diese Gruppe dasselbe gelte. Gemeint seien nur bestehende legale Angebote, hinsichtlich des geltenden, "sehr, sehr guten Forstgesetzes", das Radfahren im Wald grundsätzlich verbietet, ändere sich dadurch nichts. Der Fehler liege bei den Mountainbikern, die das "absichtlich missverstehen" würden.

Diesen Vorwurf weist Andreas Pfaffenbichler vom Verein Upmove, der sich seit Jahren für eine Wegfreigabe für Radfahrer einsetzt, von sich: "So einfach, wie der Slogan klingt, könnte die als Tourismus- und Landwirtschaftsministerin in Personalunion agierende Frau Köstinger wirklich etwas für den ausländischen Gast und die einheimischen Erholungssuchenden machen: die Freigabe der Forststraßen und Wege für Radfahrer." Pfaffenbichler kritisiert, dass die zwei Millionen Euro Marketingbudget nur einer Handvoll Destinationen zugutekommen. "Die hätte man sich sparen können oder besser für den Ausbau des Streckennetztes in strukturschwachen Regionen verwendet", so Pfaffenbichler.

Bisher teuerste Werbekampagne

Tatsächlich ist die gegenständliche Radinitiative "You like it? Bike it!" die bisher teuerste Marketingkampagne der Österreich Werbung. Zu den zwei Millionen Euro Budget steuern sieben Bundesländer (ausgenommen sind Wien und Vorarlberg) je 100.000 Euro bei und Köstingers Ministerium insgesamt 300.000 Euro. Die restliche Million kommt von der Österreich Werbung. Pfaffenbichler hat wenig Verständnis für diesen Aufwand: "Denn die frohe Botschaft von 'Legal biken – jetzt auch in Österreich!' würde sich in Europa genauso rasch – und kostenlos – verbreiten wie der Hohn über die jetzige Kampagne."

Die Naturfreunde Österreich begrüßen die Kampagne wiederum, sofern den Worten auch Taten folgen, um dem nun beworbenen Image auch in der Realität gerecht zu werden. "Wir brauchen endlich gesetzliche Rahmenbedingungen, die den realen Gegebenheiten und Wünschen der Radfahrer und Mountainbiker entsprechen", sagt dazu der Vorsitzende Andreas Schieder (SPÖ). Von den über 120.000 Forststraßen-Kilometern dürfe in Österreich nämlich nur "ein geringer Teil" offiziell befahren werden.

Aufholbedarf als Tourismusland

Das solle sich "jetzt endlich ändern", verlangt Schieder. Denn: "Als Tourismusland stehen wir im Vergleich zu unseren Nachbarländern weit zurück und haben enormen Aufholbedarf." Die für eine solche Freigabe notwendigen gesetzlichen Änderungen habe man seitens der Naturfreunde durch einen renommierten Juristen ausarbeiten lassen. "Wenn ein Wille da wäre, wäre die rechtliche Umsetzung ganz leicht", lautet Schieders Fazit.

Nach mehreren Versuchen hat nun auch das Landwirtschafts- und Tourismusministerium auf die STANDARD-Anfrage zum Thema reagiert. Die Fragen lauteten, ob angesichts dieser Kampagne eine Änderung des Forstgesetzes angedacht werde und wie man die negativen Reaktionen auf die Kampagne beurteile. In der Stellungnahme des Ministeriums heißt es dazu, dass die gegenständliche Kampagne nicht nur auf Mountainbiker abziele, sondern auf alle Urlaubsgäste, die gern Radfahren. Aus der Tatsache, dass rund 24 Prozent aller Sommergäste im Zuge ihres Aufenthaltes das Fahrrad benutzen, sei laut Ministerium zu schließen, dass Österreich "ein radfreundliches Urlaubsland" sei.

Derzeit stünden bundesweit rund 27.000 Kilometer sichere und legal befahrbare Mountainbikestrecken zur Verfügung. Der Bevölkerung und den Gästen werde somit "kein kleines Streckennetz" angeboten. Wichtig sei "die Rechtssicherheit für alle Beteiligten". Hinsichtlich der Mountainbikestrecken gelte es daher, den Gästen "Sicherheit und Orientierung" zu bieten. Damit sei eine klare Kennzeichnung, welche Routen in welchem Umfang befahren werden dürfen, gemeint. Hinsichtlich der Freigabe von Strecken sagt das Ministerium: "Wichtig bei der Weiterentwicklung des Angebots in diesem Bereich ist aus unserer Sicht die Einbeziehung aller Beteiligten auf regionaler Ebene. Dies funktioniert vielerorts in Österreich bereits ausgezeichnet." (Steffen Arora, 19.3.2019)