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Drei Tage nach den Attentaten ist die Polizeipräsenz in Christchurch noch immer hoch.

Foto: AP Photo/Vincent Thian

Christchurch – Der mutmaßliche Attentäter von Neuseeland, ein Rechtsextremist aus Australien, hat sich vor dem Doppelanschlag in Christchurch Waffen und Munition im Internet gekauft. Der neuseeländische Online-Waffenhändler Gun City bestätigte am Montag, dass sich der 28 Jahre alte Brenton T. mindestens vier Waffen übers Internet bestellt habe.

Geschäftsführer David Tipple betonte, alles sei legal vonstattengegangen. "Wir haben bei diesem Mann, der einen Waffenschein besitzt, nichts Außergewöhnliches feststellen können." Die Regierung brachte indes die geplante Verschärfung der Waffengesetze auf den Weg. Premierministerin Jacinda Ardern kündigte an, bei der Verschärfung der Waffengesetze aufs Tempo zu drücken. "Wir wollen so schnell wie möglich damit vorankommen", sagte die Premierministerin. Der mutmaßliche Täter besitzt seit 2017 einen Waffenschein, laut Polizei hatte er fünf Schusswaffen dabei.

T., der in Untersuchungshaft sitzt, will sich laut seinem bisherigen Pflichtverteidiger Richard Peters selbst vor Gericht verteidigen. Peters sagte dem "New Zealand Herald", dass er ihn von seinem Mandat als Anwalt entbunden habe und er nicht länger für ihn tätig sei. Der Australier habe ihm gesagt, dass er sich künftig selbst verteidigen werde.

Mutmaßlicher Täter zeigt keine Reue

Peters äußerte die Vermutung, dass der Rechtsextremist einen Prozess als Plattform nutzen könnte, um "seine ziemlich extremen Ansichten" vor der Weltöffentlichkeit zur Schau zu stellen. "Die Aufgabe des Richters wird sein, damit umzugehen", sagte Peters. Dem Australier, der seit mehreren Jahren in Neuseeland lebt, droht lebenslange Haft wegen vielfachen Mordes.

T. habe auf ihn den Eindruck gemacht, bei klarem Verstand und psychisch stabil zu sein, sagte Peters. Außerdem habe er weder Reue noch Mitleid erkennen lassen.

Hausdurchsuchungen im Osten Australiens

Im Zuge der Ermittlungen durchsuchten Antiterroreinheiten der Polizei am Montag zwei Wohnungen an der australischen Ostküste. Dabei handelte es sich laut dem Sender Nine News um eine Wohnung in Sandy Beach, die mit T.s Schwester verbunden sei, und um ein zweites Objekt in Lawrence. Die Polizei bestätigte zwar die Durchsuchungen auf der Suche nach ermittlungsrelevantem Material, machte aber keine Angaben dazu, in welcher Form sie in Verbindung zu dem Attentat stehen.

Ein junger Mann wurde angeklagt, weil er das Live-Video des Anschlag in der Al-Noor-Moschee verbreitet hat. Der 18-Jährige, dessen Namen der Richter am Montag nicht nannte, muss sich außerdem wegen der Veröffentlichung eines Fotos der Moschee und des Satzes "Ziel erreicht" verantworten. Laut Staatsanwalt drohen ihm maximal 14 Jahre Haft pro Anklagepunkt. Der Attentäter hatte seine Tat live im Internet übertragen.

Laut der Zeitung "New Zealand Herald" muss der 18-Jährige in Untersuchungshaft bleiben. Das zuständige Gericht habe einen Antrag des Mannes auf eine Freilassung auf Kaution abgelehnt, berichtete die Zeitung am Montag.

Am Montag sollen in Christchurch die Beisetzungen beginnen. Drei Tage nach der Tat wurden die ersten Todesopfer den Familien übergeben. Im Islam ist es eigentlich üblich, dass Tote innerhalb von 24 Stunden beigesetzt werden. Ebenfalls am Montag besucht eine Delegation aus der Türkei unter Leitung von Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu die Al-Noor-Moschee, in der 42 Menschen getötet wurden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind alle Todesopfer muslimischen Glaubens.

T. besuchte 2016 Israel

Israelische Behördenvertreter teilten am Sonntag mit, dass sich der mutmaßliche Haupttäter 2016 kurz in Israel aufgehalten habe. Demnach reiste er im Oktober 2016 mit einem für drei Monate gültigen Touristenvisum ein und blieb neun Tage, sagte ein Beamter der Einwanderungsbehörde der Nachrichtenagentur Reuters. Details des Besuchs seien nicht bekannt.

Der mutmaßliche Terrorist hatte in der zweiten Jahreshälfte 2016 auch Serbien, Montenegro, Bosnien-Herzegowina und Kroatien besucht. Er reiste zu historischen Schlachtstätten, an denen Gefechte mit Muslimen stattgefunden hatten. 2017 brach er nach Westeuropa auf. Im November 2018 kehrte er auf den Balkan zurück, wo er sich in Bulgarien, Rumänien und Ungarn aufhielt. (red, APA, 18.3.2019)