Das frühere Hotel Thüringer Hof in Wien-Währing steht leer.

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Das Hotel Roter Hahn steht schon seit 2000 leer. Es könnte zu einem Wohnhaus werden.

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Das Hotel Aphrodite in der Praterstraße steht derzeit zum Verkauf, ...

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... das Gartenhotel Altmannsdorf in Meidling könnte zum Studentenheim werden.

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Die letzten Gäste sind schon lange abgereist, die Klingel an der Rezeption verstummt, die Türen fest verschlossen: In Wien gibt es mehrere ehemalige Hotels, die aktuell leerstehen und einer ungewissen Zukunft entgegenblicken – das Hotel Aphrodite im zweiten Bezirk zum Beispiel, das Hotel Roter Hahn im dritten Bezirk, das Gartenhotel Altmannsdorf im zwölften Bezirk und das Hotel Thüringer Hof im 18. Bezirk.

Aber der Reihe nach: "Hotel Roter Hahn" steht immer noch auf der Fassade des Hauses auf der Landstraßer Hauptstraße. Dabei wurde das Traditionshotel, in dem einst Beethoven und Mozart abgestiegen sein sollen, schon 2000 geschlossen. Der Grund dafür, warum das Gebäude immer noch leersteht, liegt in der Ungargasse 25, die Teil der Liegenschaft ist.

Der Besitzer, eine Firma des als "Börsenrebell" bekannt gewordenen Alexander Proschofsky, möchte das Haus in der Ungargasse abreißen und einen Neubau errichten. "Anfangs haben wir noch in das Haus investiert", berichtet er im Gespräch mit dem Standard. "Es wurde aber zum Moloch."

Streit zur Abbruchreife

Weil das Haus aber in einer Schutzzone entsteht, entbrannte zwischen der Stadt und dem Eigentümer ein Rechtsstreit über die Abbruchreife des Hauses. Seit gut zweieinhalb Jahren liegt der Fall beim Verwaltungsgerichtshof.

Vier Altmieter mit unbefristeten Mietverträgen wohnen noch im Gebäude, die restlichen Wohnungen wurden in Form von befristeten Mietverträgen vergeben. Die Altmieter seien sehr verunsichert, wie es weitergeht, heißt es vonseiten des Bezirkes. Gespräche mit ihnen zu möglichen Abfindungen oder Ersatzwohnungen habe es bisher aber nicht gegeben, sagt Proschofsky. "Das steht und fällt ja mit der Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofes", sagt er.

Das Hotel Roter Hahn soll in jedem Fall erhalten bleiben. Das ist Proschofsky deshalb so wichtig zu betonen, weil in der Vergangenheit bereits Plakate an das Gebäude geklebt wurden, auf denen vor einem baldigen Abbruch gewarnt wurde. "Wer so ein historisch schönes Gebäude abreißt, muss schon einen Hau haben", sagt Proschofsky dazu.

Wie es mit dem Hotel weitergeht? Es gebe eine "gute Wahrscheinlichkeit", dass daraus ein Gebäude mit Wohnnutzung wird, "aber ich möchte mich nicht letztlich festlegen", so Proschofsky. "Der Rote Hahn ist unsere kleine Starimmobilie", sagt er. "Jede Woche ruft mich jemand mit einer Idee an. Jeder Dritte will ein Hotel machen."

Leerstand in der Leopoldstadt

Auch in der Wiener Leopoldstadt erinnert das Äußere eines Hauses noch an seine frühere Nutzung: An der Fassade eines schmalen dreistöckigen Hauses an der Praterstraße 28 steht "Aphrodite" in schönen, geschwungenen Buchstaben. In kleineren, goldenen Lettern steht darunter "Erstes Wiener Beautyfarm Hotel". In den 1970er-Jahren wurde hier ein Vier-Sterne-Hotel mit 19 Zimmern und Wellnessangebot eröffnet, inklusive Beautysalon, Behandlungsräumen und Gymnastikhalle, später sogar mit Schwimmbecken.

1997 wurde noch das Dach ausgebaut und zusätzliche Hotelzimmer geschaffen. 2008 schloss das Hotel. Seither ist es ungenutzt. Das Erdgeschoß ist verbarrikadiert, auf den Brettern kleben Werbeplakate. Wie es mit dem Gebäude weitergeht, weiß man beim Bezirk nicht. "Vor zwei Jahren wurde uns ein Projekt vorgestellt", heißt es dort, genauere Details wusste man dazu auf Standard-Anfrage aber nicht. Diese Umgestaltung sei letztlich abgelehnt worden, "seither haben wir nichts mehr vom Eigentümer gehört".

"Es tut sich gerade etwas", heißt es aber vonseiten des Eigentümers, der Smart Immobilien Verwaltungs- und Verwertungs GmbH, auf Anfrage: Das Hotel stehe zum Verkauf, Gebote würden bis Ende April vom Eigentümer entgegengenommen. Das Mindestgebot liegt bei acht Millionen Euro.

Begonnener Abbruch in Wien-Währing

Noch verlassener wirkt das ehemalige Tulip Inn Vienna Thüringer Hof in Wien-Währing: Beim markanten Gründerzeiteckhaus fehlen sogar schon einige Fenster. Der Eigentümer wollte im Vorjahr im Vorfeld der Bauordnungsnovelle, die Abbrüche alter Häuser erschwerte, noch schnell Tatsachen schaffen. Der Abbruch wurde dann von der Baupolizei gestoppt.

Aus dem Jahr 2015 finden sich online noch Hotelbewertungen, die Auskunft über den Zustand des Hotels geben. "Die Einrichtung ist sicherlich in die Jahre gekommen, doch entbehrt dies nicht eines gewissen Charmes", befand ein Gast, "schmuddelig" fand es ein anderer. Das Hotel sei seit Jahren am Markt, erzählt ein Brancheninsider. Von der Größe her wäre das Hotel zwar interessant. Allerdings seien die Preisvorstellungen des Verkäufers "bizarr".

Auch beim Bezirk weiß man nichts zu den Plänen des Eigentümers, der sich auf Standard-Anfrage zugeknöpft gibt. "Unser Wunsch ist, dass das Gebäude erhalten bleibt, weil es stadtbildprägend ist", sagt Robert Zöchling (Grüne), Bezirksvorsteherinstellvertreter und Vorsitzender des Bauausschusses. Ob es künftig zum Wohnhaus wird – oder doch wieder zum Hotel, sieht er aber "leidenschaftslos".

Das Gartenhotel Altmannsdorf in Wien-Meidling schloss erst vor etwas mehr als einem Jahr. Hier fanden einst die legendären "Kanzlerfeste" der SPÖ statt. Im Vorjahr wurde es von der SPÖ – gemeinsam mit dem Schloss Altmannsdorf – an den Immobilienentwickler U.M. Bau verkauft. Dessen Plan war damals, ein Studentenheim zu errichten. Passiert ist seither nicht viel. Projekt und Konzept würden derzeit ausgearbeitet, hieß es vor kurzem vonseiten des Unternehmens gegenüber der Bezirkszeitung.

Mögliche Nachnutzungen

Dass die alten Häuser irgendwann wieder als Hotels genutzt werden, ist aktuell eher unwahrscheinlich. Oft scheitert es an einer zu geringen Größe, die einen wirtschaftlichen Betrieb schwer macht, oft wären auch zu große Investitionen notwendig, um das Hotel wieder auf den neuesten Stand zu bringen.

"Früher haben Familien die Hotels selbst geführt", erklärt Martin Schaffer vom Hotelberatungsunternehmen MRP Hotels. "Aber das entspricht nicht mehr dem Zeitgeist." Heute gibt es meist einen Hoteleigentümer und einen Hotelbetreiber, die beide Gewinn machen müssen. "Wir sehen immer mehr, dass Wohnprojekte in guten Lagen bessere Renditen erzielen als Hotelprojekte", sagt Schaffer.

Wobei auch kreativere Nachnutzungen als zumeist hochpreisige Wohnungen Potenzial haben könnten. Im Rahmen einer Diplomarbeit an der TU Wien hat Christine Weber 2016 ein neues Nutzungskonzept zum früheren Hotel Aphrodite in der Leopoldstadt entwickelt – nämlich eine Veranstaltungsstätte, um die alte Unterhaltungsszene in der Praterstraße wiederzubeleben. (Franziska Zoidl. 16.3.2019)