Wien – Die Geschäfte der damaligen Gewerkschaftsbank Bawag mit dem New Yorker Brokerhaus Refco sollen heuer vor Gericht aufgearbeitet werden. Geht es nach der – nicht rechtskräftigen – Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Wien gegen vier Ex-Banker, sollen 30 Zeugen einvernommen werden.

Wie berichtet wirft die Staatsanwaltschaft den Beschuldigten Untreue und Beihilfe zum schweren Betrug vor. Es geht unter anderem um den "Blitzkredit", den die Wiener Refco und ihrem (Teil-)Eigner Phillip Bennett im Oktober 2005 gewährten. Gleich darauf stürzte Refco in die Pleite, die 350 Millionen Euro waren perdu.

Die Angeklagten, für die die Unschuldsvermutung gilt, haben die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Bennett habe sie damals betrogen, um an den Bawag-Kredit zu kommen, sagten sie sinngemäß aus. Bennett habe sie also getäuscht.

Möglicherweise wird der Amerikaner selbst danach gefragt werden: Die Staatsanwaltschaft Wien will Bennett, der in den 2008 in den USA zu 16 Jahren Haft verurteilt worden ist, als Zeuge vor Gericht sehen. Laut Anklageschrift waren er und Zwettler eng miteinander gewesen. Sie hätten die Salzburger Festspiele und den Opernball gemeinsam besucht und auch Urlaube miteinander verbracht.

Bennett belastete Wiener

Bei der Frage, wie der Blitzkredit denn wirklich zustande kam, glaubt die Staatsanwaltschaft Bennett mehr als den Wienern: "Bennett belastet die Angeklagten freimütig und erklärt schlüssig, warum diese sich zur Kreditgewährung bereit erklärten; Hinweise oder Gründe für eine fälschliche Belastung der Angeklagten gibt es nicht." Die Befragungen des 71-Jährigen könnten also kontrovers ausfallen.

Ein paar weitere Zeugen, die die Staatsanwaltschaft beantragt hat: Ex-Bawag-Chef Helmut Elsner; Thomas H., der bei Bawag und Refco gearbeitet hat und als enger Verbindungsmann galt; Ex-Vorstandsmitglied Stephan Koren (heute: Immigon) sowie die Ex-Gewerkschafter Rudolf Kaske und Erich Foglar.

Die Refco-Ermittlungen sind so etwas wie Ururgestein der österreichischen Justizlandschaft. Sie haben fast 14 Jahre gedauert, mehrere Staatsanwälte waren damit beschäftigt und allein Zwettler wurde 27-mal einvernommen. Einer der Beschuldigten beschreibt seine Gefühlslage denn so: "Ich komme mir vor wie nach 14 Jahren Untersuchungshaft." (Renate Graber, 14.3.2019)