Seit Wochen streiken Schüler für das Klima. Am Freitag sollen große Demonstrationen folgen.

Foto: Christian Fischer

Wien – "Wir wollen, dass es für unsere Kinder nicht mehr notwendig ist zu streiken und dass sie am Freitag wieder in der Schule sind." Mit diesen Worten hat sich am Donnerstag die Initiative Parents for Future mit den streikenden Schülern solidarisch erklärt. Der elterliche Wunsch würde jedoch erst dann erfüllt, wenn die "notwendigen Maßnahmen gesetzt werden, um die Pariser Klimaziele zu erreichen". Bis dahin wollen die Erwachsenen die Kinder in ihrem Protest unterstützen, "ihre Stimmen verstärken und ihnen den Rücken freihalten, solange die Streiks notwendig sind".

In einem offenen Brief riefen sie Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) und die Bildungsdirektionen der Länder auf, den Schülern die Teilnahme an den Aktionen als verfassungsmäßiges Recht der Teilhabe an der politischen Meinungsbildung und Teil des Bildungsauftrags zu gestatten, heißt es in einer Aussendung der Eltern.

Wir berichten live vom Schülerstreik für das Klima

Bericht von "Wien heute".
ORF

Eltern erledigen Hilfsaufgaben

Faßmann, der zwar "grundsätzlich" das Engagement der Schüler begrüße, könne die Streiks während der Schulzeit als Unterrichtsminister "nicht gutheißen oder gar unterstützen", hieß es in einem schriftlichen Statement an den STANDARD. Er plädiert dafür, in der Freizeit zu demonstrieren. Eine Einladung an die Initiatoren ins Ministerium hat Faßmann bereits ausgesprochen. Er will mit den Schülern die Themen Klimaschutz und Klimapolitik diskutieren. Und auch darüber, wo das Bildungssystem ansetzen kann. Zu einem Treffen kam es allerdings noch nicht – die Schüler waren bis zum Hals mit den Vorbereitungen für die am Freitag anberaumten Demonstrationen eingedeckt.

Und was können die Erwachsenen tun? "Der beste Zeitpunkt, für Klimagerechtigkeit zu kämpfen, war vor 30 Jahren. Der letzte mögliche Zeitpunkt, einen gefährlichen Klimakollaps abzuwenden, ist jetzt." Am Freitag werden sie die Protestmärsche begleiten und "Hilfsaufgaben" etwa als Ordner bei den Demonstrationen übernehmen. Weitere Unterstützungsmaßnahmen, darunter auch "Hilfe bei der Finanzierung weiterer Aktionen", sind geplant.

DER STANDARD

Überblick: Wo in Österreich gestreikt wird

Weltweit werden am Freitag Schüler gegen die Klimapolitik ihrer Regierungen protestieren. In Österreich werden die meisten Schüler am Wiener Heldenplatz erwartet, hier soll ein Protestzug bei mehreren Ministerien vorbei zum Verkehrsministerium gehen.

Der Veranstalter hat dafür 1.000 Teilnehmer angemeldet. Fixe Verkehrssperren wird es keine gehen, allerdings wird es laut Polizei zu Verkehrsbehinderungen kommen.

Wien: Autos sollen Innenstadt meiden

"Wir empfehlen Autofahrern, am Freitag den innerstädtischen Bereich zu meiden", sagte Polizeisprecher Patrick Maierhofer am Mittwoch der APA. Auf gleich mehreren Routen werden Schüler am Freitag in Wien demonstrieren, die kleineren Demos sind am Vormittag für jeweils 100 bis 200 Personen angemeldet.

So sehen die Routen in Wien am Freitag aus. Autofahrer sollen die Innenstadt meiden, heißt es von der Polizei.
Grafik: APA

Die Schüler werden sich zwischen 10 und 11 Uhr an fünf Treffpunkten in der Stadt sammeln und anschließend zum Heldenplatz marschieren: bei der Stiftskirche auf der Mariahilfer Straße, in Wien Mitte, auf dem Hamerlingplatz, bei der Karlskirche auf dem Karlsplatz und bei der Uni Wien am Schottentor. Um 12 Uhr starten die Kundgebungen auf dem Heldenplatz. Die Demo zieht von dort um den Ring, vorbei an diversen Ministerien, bis sie um 16 Uhr beim Verkehrsressort endet.

Die Aktion kritischer Schüler und Schülerinnen hat in Niederösterreich hat angekündigt, zum Klimastreik am Freitag mehrere Sammelpunkte für Schüler zu organisieren. Aus Amstetten, Hollabrunn, Krems, Mödling, St. Pölten und Wiener Neustadt soll es demnach gemeinsame Zugfahrten zur Großdemo in Wien geben.

Steiermark: Streik auf dem Grazer Südtiroler Platz

In der Steiermark ruft die Kommunistische Jugend Graz alle Schüler, das Lehrpersonal und Studierende auf, sich um 10 Uhr auf dem Südtiroler Platz zu treffen. Danach führt ein Demozug über den Tummelplatz zum Freiheitsplatz, wo die Abschlusskundgebung stattfinden wird.

Am Abend wird auch noch zu einem "Lichtermeer fürs Klima" geladen. Dieses findet ab 18.30 Uhr auf dem Tummelplatz statt. Eine Aktion gibt es auch in Fürstenfeld.

Oberösterreich: 500 bis 1.000 Schüler erwartet

In Oberösterreich streiken und marschieren am Freitag Schüler um 11.00 Uhr auf dem Linzer Hauptplatz los. Der Demozug führt über die Innenstadt bis zum Landhaus. Laut Polizei ist die Veranstaltung für 500 bis 1.000 Schüler angemeldet. Seitens der Exekutive gab es bereits im Vorfeld Lob für die Veranstalter: Sie würden sich äußerst korrekt an alle Bestimmungen zur Anmeldung halten.

Salzburg: zwei Routen angemeldet

In Salzburg haben zwei Schwestern aus Radstadt bereits Anfang Februar in der Landeshauptstadt erstmals eine "Fridays for Future"-Demonstration organisiert. Rund 150 Schüler folgten damals dem Aufruf zum Streik. Am Freitag sollen die Schüler- und Studentenproteste nun den bisherigen Rahmen deutlich sprengen. Zwei Demonstrationszüge, einer vom Hauptbahnhof, der andere vom Unipark Nonntal, werden sich um 11.55 Uhr ("fünf vor zwölf") gleichzeitig Richtung Residenzplatz aufmachen. Dort findet ab 13.00 Uhr eine große Kundgebung statt. Die Initiatorinnen rechnen mit 800 bis 1.000 Teilnehmern.

Vorarlberg: Früher Start

In der Vorarlberger Landeshauptstadt Bregenz führt die Demonstration ab 9 Uhr vom Vorplatz der Vorarlberger Landes-Versicherung zum Landhaus, wo um 10 Uhr Kundgebungen auf dem Programm stehen, wie Alexandra Seybal von der Aktion kritischer Schüler auf APA-Anfrage erklärte. Dort wird um fünf Minuten vor zwölf Uhr auch die Schlusskundgebung stattfinden.

Tirol: kleine Route

In Innsbruck treffen sich die Schüler um 10 Uhr an der Annasäule – nach einer Rede startet der Demozug. Einen Halt gibt es auf dem Landhausplatz, bevor der Protest zur Annasäule zurückkehrt – an den üblichen Streikplatz. Bis etwa 14 Uhr wird demonstriert.

Kärnten: Klagenfurt und Villach mit kleinen Demos

In Kärnten sind am Freitag gleich zwei Demonstrationen geplant: in Klagenfurt und in Villach. Die in der Landeshauptstadt angemeldete soll rund 200 Teilnehmer stark werden. Die Schüler treffen sich um 12 Uhr auf dem Alten Platz, um 15 Uhr soll die Kundgebung auf dem Neuen Platz zu Ende gehen. Auch in Villach wurde eine Demonstration mit rund 100 Teilnehmern angemeldet – sie soll ebenfalls um 12 Uhr beginnen. Laut der Internetseite fridaysforfuture.org treffen sich die Teilnehmer vor dem Rathaus.

90 Länder dabei

Die internationalen Proteste wurden von der schwedischen Schülerin Greta Thunberg ausgelöst. Sie begann im August 2018 damit, vor dem Parlament in Stockholm für einen stärkeren Einsatz Schwedens gegen den Klimawandel zu demonstrieren. Ihr "Schulstreik fürs Klima" fand tausende Nachahmer in aller Welt, die 16-Jährige selbst wurde zum Gesicht der internationalen Klimaschutzbewegung. Am Freitag soll das bisher größte Zeichen gesetzt werden, 90 Länder nehmen teil. (APA, ook, 13.3.2019)