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Die Deutsche Bank war in den vergangenen Jahren in so ziemlich jeden Finanzskandal verwickelt. Jetzt wird eine Fusion mit der Commerzbank angedacht. Damit entstünde eine deutsche Großbank.

Foto: AP/Michael Probst

Die Katze ist aus dem Sack: Christian Sewing, Chef der Deutschen Bank, führt Gespräche über eine mögliche Fusion mit Commerzbank-Chef Martin Zielke. Noch sei alles inoffiziell, doch Sewing hat sich seinen Kontakt zu Zielke, der einer Fusion offen gegenüberstehen soll, nun von seinen Vorstandskollegen absegnen lassen. Über einen Merger der Banken war mehrfach spekuliert worden. Auch vonseiten der Politik gab es Druck. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hat die Wichtigkeit einer starken deutschen Großbank zuletzt immer wieder betont.

Den beiden Chefs geht es nun wohl auch um strategische Ziele, konkret um die Stärkung des deutschen Großbankensektors. Fusioniert die Commerzbank nicht mit der Deutschen Bank, könnte diese von einem ausländischen Käufer übernommen werden. Damit sinken die Optionen für die Deutsche Bank. Laut "Handelsblatt" sind die Aufsichtsräte beider Häuser derzeit nicht über Fusionsgespräche informiert und haben kein Mandat für Verhandlungen erteilt.

Große Unterschiede

Bei den Unterredungen treffen Chefs von zwei sehr unterschiedlichen Häusern aufeinander. Mit ihrem Fokus auf Privatkunden und das Mittelstandsgeschäft steht die Commerzbank für ein stabiles und bis auf einige Steuertricksereien weitgehend skandalfreies Geschäft. Die Deutsche Bank hingegen steckt mitten im Konzernumbau. Das Investmentbanking soll verkleinert werden, die Integration der Postbank läuft. Die Deutsche Bank gleicht einer Großbaustelle, fasst "Börse-Online" zusammen.

Zudem ist das Haus seit Jahren in milliardenteure Rechtsstreitigkeiten und Skandale verwickelt: Subprime-Krise, Zinsmanipulationen, Verdacht auf Geldwäsche – gefolgt von Hausdurchsuchungen. Das nagt am Image der Bank, die 1870 gegründet wurde, um Unternehmen im Überseehandel zu helfen. Seit der Finanzkrise stolpert das Haus vor sich hin. Erst im Vorjahr hatte das Institut erstmals seit 2014 wieder einen Gewinn (341 Mio. Euro nach Steuern) ausgewiesen.

Aus Sicht der Politik drängt die Zeit, schreibt "Die Welt". Mit der Europaparlamentswahl Ende Mai könnten neue Mehrheiten in Brüssel entstehen, die das Vorhaben blockieren könnten – etwa wegen beihilfenrechtlicher Probleme, wenn die beiden Häuser bei ihrer Verschmelzung eine Form der staatlichen Stütze brauchen.

Schwieriges Umfeld

Rückschläge für beide Banken (sinkender Aktienkurs, schwaches Handelsumfeld) hätten die Dringlichkeit eines Deals verstärkt. Das Nullzinsumfeld belastet das Geschäft. Hinzu kommt eine Abschwächung der Konjunktur – das erhöht den Kostendruck. Die Deutsche Bank kämpft schon jetzt mit höheren Refinanzierungskosten. Würde sich die Bonität der Bank verschlechtern, entstünde zusätzlicher Druck.

Gelingt der Zusammenschluss, entstünde das mit Abstand größte deutsche Geldhaus. Ob damit eine Bank mit nachhaltiger Profitabilität entsteht, wird von einigen Analysten bezweifelt. Der US-Fonds Cerberus, der an beiden Banken beteiligt ist, befürwortet eine Fusion. Der Bund – mit knapp 16 Prozent an der 1870 gegründeten Commerzbank beteiligt – ebenso. Die Unterstützung aus den eigenen Reihen ist damit gegeben. Anders bei der Deutschen Bank: Deren Hauptaktionäre, insbesondere das Emirat Katar, sehen eine Fusion skeptisch. Am Markt kommt die Idee gut an. Die Aktien beider Häuser haben zugelegt. Gewerkschaften äußern die Angst vor einem massiven Stellenabbau. (Bettina Pfluger, 11.3.2019)