Viele Erntehelfer aus osteuropäischen EU-Staaten zieht es anstatt nach Österreich nach Deutschland.

APA/dpa/Patrick Seeger

Wien – Die heimische Land- und Forstwirtschaft sucht für heuer noch dringend Personal. Wegen der gut laufenden Wirtschaft in Osteuropa kommen immer weniger Arbeitskräfte aus östlichen EU-Staaten nach Österreich. Auch wegen der höheren Schadholzmenge aufgrund des Rekordschnees, Borkenkäferbefalls und Eschentriebsterbens brauchen die Forstbetriebe mehr Mitarbeiter.

Mit der Saison-Verordnung für 2019 hat das Sozialministerium ein Saisonnierkontingent in der Höhe von 2.610 und 275 Erntehelferplätzen aus Nicht-EU-Ländern festgelegt. Zumindest 500 bis 700 zusätzliche Plätze seien notwendig, hieß es von der Landwirtschaftskammer auf APA-Anfrage. Erntehelfer erhalten eine maximale Beschäftigungsbewilligung von sechs Wochen.

Mehr Flüchtlinge anheuern

Sozialministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) will mehr Arbeitslose aus Österreich in die Land- und Forstwirtschaft bringen. "Aus arbeitsmarktpolitischer Sicht muss aber grundsätzlich danach getrachtet werden, auch in der Landwirtschaft vorrangig das im Inland verfügbare Arbeitskräftepotenzial einzusetzen und zusätzliche drittstaatsangehörige Arbeitskräfte im Rahmen von Saisonkontingenten nur im erforderlichen Mindestmaß zuzulassen", so Hartinger-Klein in einer schriftlichen Stellungnahme zur APA.

Die Sozialministerin verwies auch auf die rund 33.000 arbeitslosen anerkannten Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte. "Für viele dieser Arbeitskräfte wäre auch eine Beschäftigung in der Landwirtschaft möglich, zumal für Erntehelfertätigkeiten keine längere Ausbildung oder Vorqualifikation sondern lediglich entsprechende körperliche Eignung und ein Mindestmaß an Sprachkenntnissen erforderlich sind", erklärte Hartinger-Klein. Es komme auch auf die Bereitschaft der Betriebe an, "diesen Arbeitskräften nachhaltige Beschäftigungsmöglichkeiten in der Landwirtschaft anzubieten".

AMS-Jobbörsen für Migranten

Das Sozialministerium hat heuer in die neuen arbeitsmarktpolitischen Zielvorgaben für das Arbeitsmarktservice (AMS) die "rasche Vermittlung von Asylberechtigten zur Arbeitsaufnahme in der Landwirtschaft" inkludiert. Das AMS und die Landwirtschaftskammern organisieren heuer wieder gemeinsam Jobbörsen speziell für zugewanderte Personen mit Arbeitserlaubnis. Diese Arbeitskräfte könnten "nur einen Teil des Bedarfs decken können", erwartet die Landwirtschaftskammer. Für die kurzfristige Beschäftigung im landwirtschaftlichen Ernteeinsatz oder etwa bei der Aufarbeitung von Schadholz benötige man Saisonniers aus EU-Drittstaaten.

Für das Jahr 2019 hat das Sozialministerium bisher im Rahmen des Saison-Land- und Forstwirtschaftskontingent insgesamt 866 Beschäftigungsbewilligungen erteilt, wobei davon 851 auf EU-Drittstaatsangehörige entfielen und 15 auf Staatsbürger aus Kroatien. Zusätzlich wurden für das Jahr 2019 bisher 285 Stammsaisonnier-Beschäftigungsbewilligungen für den Bereich Land- und Forstwirtschaft erteilt, wobei davon 284 auf EU-Drittstaatsangehörige entfielen und eine auf einen kroatischen Staatsbürger, hieß es aus dem Sozialministerium auf APA-Anfrage.

Ende Februar gab es 99 Anträge für Beschäftigungsbewilligungen für Erntehelfer aus EU-Drittstaaten, davon wurden 65 Bewilligungen erteilt, die restlichen Anträge sind derzeit in Bearbeitung. Von den 65 bereits bewilligten Erntehelfern stammen 46 Personen aus der Ukraine, gefolgt von 8 Personen aus Mazedonien und 5 Personen aus dem Kosovo.

Bio-Anbau arbeitsintensiv

Die durch Familienbetriebe geprägte heimische Land- und Forstwirtschaft benötigt auch immer mehr externe Arbeitskräfte, weil durch den Strukturwandel die familieneigenen Arbeitskräfte zurückgehen. Der Bio-Boom führt außerdem zu einem höheren Arbeitsbedarf. "Der zunehmende Bioanteil und der grundlegende Trend zur Ökologisierung der Produktion verlangt wieder mehr händische Arbeitsschritte", so die Landwirtschaftskammer. Auch gebe es eine Verschiebung zu aufwendigeren Kulturen zum Beispiel von Apfelanlagen zu Beerenobstkulturen.

Viele Erntehelfer aus osteuropäischen EU-Staaten zieht es anstatt nach Österreich nach Deutschland. Erntetätigkeit unter 70 Tagen kann dort von der Sozialversicherungspflicht ausgenommen werden, nämlich für Schüler, Studenten und Pensionisten. Deutsche Betriebe hätten dadurch laut Landwirtschaftskammer geringe Gesamtkosten und könnten deswegen höhere Nettolöhne zahlen als hierzulande. Aus Polen und Tschechien würden deutlich weniger Erntehelfer nach Österreich kommen. Bei landwirtschaftlichen Arbeitskräften aus Ungarn, die nach Österreich pendeln, gebe es hingegen keinen Rückgang. (APA, 10.3.2019)