US-Präsident Trump (li.) will den von ihm angeprangerten Washingtoner Sumpf gar nicht trockenlegen. Neuester Beweis: das milde Urteil gegen Paul Manafort (mi.).

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Die "Sperrt sie ein"-Rufe der Donald-Trump-Fans gegen Hillary Clinton im US-Wahlkampf klingen noch in den Ohren, wenn dieser Tage über das Urteil gegen Trumps Wahlkampfmanager Paul Manafort diskutiert wird. Den Washingtoner Korruptionssumpf auszutrocknen war eines der zentralen Versprechen des ehemaligen Societylöwen. "Sie", also seine Widersacherin Clinton, war dessen vornehmliches Ziel.

Tatsächlich sprach der schwerreiche Anti-Establishment-Kandidat vielen US-Amerikanern aus der Seele. Die Washingtoner Elite aus Politik und Wirtschaft putzt sich ab, dem gemeinen Volk, schwarz oder weiß, werden für weit geringere Vergehen drakonische Strafen aufgehalst, so das Narrativ. Auch dafür wurde Trump gewählt.

Nun ist der Präsident, der sich seit jeher gerne über die Gewaltenteilung des Rechtsstaats hinwegsetzt, schon an einigen seiner vollmundigen Versprechen gescheitert, Stichwort Mauer, Stichwort "muslim ban".

Das grotesk niedrige Strafmaß für Manafort, 47 Monate Haft statt der für Verbrechen diesen Kalibers üblichen 19 bis 24 Jahre, stellt diese Niederlagen aber deutlich in den Schatten.

Keine Reue

Denn mehr Sumpf als Manafort geht kaum. Der verurteilte Steuer- und Bankenbetrüger belog nachweislich den Russland-Sonderermittler Robert Mueller und das FBI, er kontaktierte Zeugen, um sie zu einer ihm dienlichen Version der Geschehnisse zu bewegen. Reue zeigte er nie. Dies alles, so wird vermutet, um Trump zu einer Begnadigung zu bewegen.

Auch wenn daraus wohl nichts wird – der Staat New York hat eigene Ermittlungen angekündigt, deren Ergebnis nicht vom Präsidenten überstimmt werden kann –, zeigt der Fall Manafort einerseits, dass Trump sein Versprechen, den Sumpf trockenzulegen, nicht nur nicht einhalten kann, sondern es wohl auch gar nie geplant hat. Schließlich ist die Liste seiner ehemaligen Günstlinge lang, die sich mittlerweile auf einer Anklagebank wiederfinden.

Oder aber, und das ist wahrscheinlicher, will Trump den von ihm so verhassten Washingtoner Sumpf nicht austrocknen, sondern ihn ganz einfach durch seinen eigenen Sumpf ersetzen. Womöglich ja vorsorglich als Selbstschutz. (Florian Niederndorfer, 8.3.2019)