Die Foto- und Videoplattform Instagram dient nicht nur rein der Selbstdarstellung. Sie wird auch fleißig genutzt, um Dinge aller Art zu verkaufen. Russische Seniorinnen etwa haben "Insta" als Auslage für ihre Strickwaren entdeckt.

Veräußert und erworben werden dort aber auch Dinge, die man eher nicht erwarten würde. Etwa sterbliche Überreste von Menschen. Der Handel mit menschlichen Knochen boomt auf der Plattform, berichtet Popular Science. Dort wurde ein Auszug aus dem Buch Skeleton Keys: The Secret Life of Bone (Brian Switek, Verlag: Random House) veröffentlicht, das seit kurzem im Handel ist.

Instagram als Zuflucht für Knochenhandel

Dass Schädel und andere Skelettteile im Netz verkauft werden, ist kein neues Phänomen. Mitunter haben sich so manche Künstler damit einen Namen gemacht, sie zu bearbeiten, zu verzieren und damit Geld zu verdienen. Instagram ist allerdings erst in den letzten Jahren zum Knochenmarkt geworden. Das kam nicht nur mit der stetig wachsenden Popularität der Plattform, sondern auch durch Verbote auf anderen Seiten. Der Do-It-Yourself-Marktplatz Etsy hat den Verkauf 2012 verboten.

Foto: Screenshot/Instagram

Die Auktionsbörse Ebay folgte 2016, nachdem das Justizministerium des US-Bundesstaates Lousiana über 450 Angebote von menschlichen Schädeln entdeckt hatte. Die Reaktion kam so flott, dass Sorge um die eigene Reputation nahe liegt. Allerdings waren bloß vier der gesichteten Auktionen und Angebote illegal.

Denn in den Vereinigten Staaten ist der Handel mit menschlichen Knochen nicht per se verboten. Es gibt Einschränkungen in manchen Bundesstaaten und bundesweit sind die menschlichen Überreste von Ureinwohnern vom Handel ausgenommen.

Entmenschlichte Angebote

Nach den Verboten verlagerte sich der Markt nach und nach auf Instagram. Und er hat eine eigene Sprache entwickelt. Die Titel sind oft sehr simpel gehalten, etwa "Indischer Mann", und versehen mit entsprechenden Hashtags. Die Beschreibungen entsprechen jenen der Archäologie und Anthropologie des neunzehnten Jahrhunderts, das Sammeln von "Exemplaren" zählt mehr, als deren Anerkennung als verstorbener Mensch.

Aus Schädeln, Handknochen und anderen Skelettteilen werden Elemente von Schmuck und anderen Produkten. Zu wessen Körper die Knochen einst gehörten und woher die Personen kamen, spielt kaum eine Rolle. Sie sind zu Waren und Sammlerstücken geworden, deren möglicher anatomischer, ethnografischer oder archäologischer Wert negiert wird.

Herkunft der Knochen oft unklar

Teilweise stammen die Knochen aus Haushaltsauflösungen oder ehemaligen Sammlungen medizinischer Bildungseinrichtungen. Oft ist aber schlicht unbekannt, wie das Verkaufsstück seinen Weg in den Handel gefunden hat. Es gibt allerdings Ausnahmen wie die Firma Skulls Unlimited, die ausschließlich Spenderschädel an Forscher und Mediziner veräußert.

Konkrete Zahlen für den Handel gibt es aus einer Untersuchung über mehrere Jahre. 2013 konnten die Archäologen Damien Huffer und Shawn Graham nur drei "relevante" Angebote auf Instagram finden. Drei Jahre später waren es bereits 77. Das Geschäft erscheint lukrativ. Im Schnitt wechselt jeder der Knochen für rund 740 Dollar (derzeit rund 655 Euro) den Besitzer. (red, 23.03.2019)