Im Oktober kommt der neue Peugeot 208 auf den Markt, schon jetzt läuft in Tyrnau sukzessive die Produktion an. Hier ein GT nach der "Hochzeit", bei der Karosserie und Antriebsstrang vermählt werden.

Foto: Andreas Stockinger

Hier einer nach der Montage der Stoßfänger.

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Hier die fertigen Autos.

Foto: Andreas Stockinger

Die CMP-Konzernplattform in Elektro-Konfiguration.

Foto: Peugeot

Auf die Plätze: Das Werk bei Tyrnau (Trnava) hat PSA auf die grüne Wiese gebaut. Warum hier? Vielleicht waren die kulturbeflissenen Franzosen einfach nur angetan von dieser Kleinstadt mit der reichen (Klerikal-)Architektur: Als nach dem ungarischen Debakel 1526 bei Mohács die Türkengefahr (Sie erinnern sich, schon 1529 standen die Osmanen vor Wien) für das Erzbistum Gran gar zu groß wurde, ward der Sitz hierher verlegt und dem Rang des geistigen Zentrums des da schon habsburgischen Ungarn gemäß ausgebaut.

"So groß wie Monaco, aber nicht so reich"

Vielleicht auch waren 2003 die 166 Millionen Euro "Investitionshilfe" das Hauptargument. Jedenfalls, jetzt steht es hier, ist riesig, 183 Hektar, und unser Führer veranschaulicht schmunzelnd die Dimensionen: "Wir sind so groß wie Monaco, aber nicht so reich." 4400 Menschen beschäftigt PSA in Tyrnau, der Produktionsausstoß von 352.007 Autos 2018 war ein Rekord.

Fertig: Was wir hier, knapp 60 Kilometer hinter Pressburg, eigentlich treiben? PSA baut in diesem Werk Citroën C3 und Peugeot 208. Letzterer steht vor der Ablösung, der Nachfolger ist fertig, wir sind beim letzten Punkt des leichtathletischen Kommandos "Auf die Plätze, fertig, los", nach welchem der Franzose in Richtung Erfolg lossprinten soll. Dies in gebotener Bewegtheit zu betrachten, dazu waren wir geladen.

Schritt für Schritt

Los: Schon läuft nämlich die Produktion an. Nachdem wir schicke Arbeitsmäntel, Gelbwesten mit der Aufschrift "Presse" (hoffentlich bekam Macron das nicht mit) und Sicherheitsschuhe angelegt haben, begeben wir uns direkt an die Produktionsbänder, wo der neue 208 sukzessive eingetaktet wird. Produktionsexperten und Vorarbeiter wuseln noch bei jedem einzelnen herum, mitunter wird das Band kurz gestoppt, ist ja noch alles neu, es dauert noch, bis jeder Handgriff sitzt wie beim C3 und dem alten 208.

Weil in Feierlaune, gehen wir gleich zur Hochzeit: Antriebsstrang und Karosserie eines quietschgelben 208 GT werden "vermählt", und siehe da, schon zeigt sich: Die Heckleuchten sind in Schwarzpaneel-Optik gehalten wie beim 508. Dann folgen wir einem nouveau 208, diesmal grau, auf der nächsten Linie. Wieder eine ganze Traube rund ums Auto. Sitzen die Schrauben? Sind alle Betriebsflüssigkeiten eingefüllt? Am nächsten Abschnitt kommen die Stoßfänger dran, und weil da schon klar wird, was letztlich draus werden will, inklusive dreidimensionalen i-Cockpits, führt man uns noch in heilige, sonst verschlossene Hallen hinter der Qualitätssicherung. Abdeckung runter, voilà, da steht er, der 208, einmal rot, einmal weiß, beide Male très chic.

E-Antrieb

Technisch basiert er auf der neuen kleinen (CMP, Common Modular Platform) der fürderhin zwei Konzernplattformen. Nomen est omen: Modular konzipiert, ermöglicht sie sowohl verbrennungsmotorische als auch batterieelektrische Versionen (bis 2021 kommen sieben E-PSAs auf den Markt), beide sind mit dem 208 auch schon avisiert, die ersten Elektriker werden in Tyrnau am 19. März in die Fertigungslinien eingeschleust, die Produktion langsam und behutsam hochgefahren.

Ist ja noch etwas Zeit: Als erstes PSA-E-Mobil stromert im Herbst der DS 3 Crossback los, der e-208 folgt gegen Jahreswechsel, ein paar Monate nach den konventionellen Motorisierungen (Oktober) und zeitgleich mit Opels E-Corsa. Alle drei sind CMP-Sprösslinge und mit dem nämlichen Technologiepaket bestückt. Bekannt sind derzeit folgende Kenndaten: E-Motor mit 100 kW (136 PS) und 260 Nm, 50-kWh-Lithium-Ionen-Batterie, Wärmepumpe. Die Reichweite des e-DS 3 liegt bei 320 Kilometern (nach WLTP), die des e-208 bei 340 Kilometern – was daran liegt, dass er flacher als der DS ist, dem Wind also weniger die Stirn bietet.

Mit plus sieben Zentimetern durchbricht der 208 die 4-Meter-Grenze. Verbrennungsmotorisch ist mit drei 1,2-Liter-3-Zylinder-Ottos (75, 100, 130 PS) und einem 1,5-Liter-4-Zylinder-Diesel (100 PS) zu rechnen. (Andreas Stockinger, 4.3.2019)