Trotz großem Einsatz der Schanzenarbeiter: Es war ein irreregulärer Bewerb in Seefeld.

Foto: APA/Gindl

Seefeld – Der bei teils dichtem Schneefall und schwierigen Windbedingungen zur Farce verkommene WM-Normalschanzenbewerb der Skisprung-Herren in Seefeld hat mit Dawid Kubacki, Kamil Stoch und Stefan Kraft nach kuriosem Verlauf doch noch ein Favoriten-Podest gebracht. "Ein absolut würdiges Podium, obwohl das kein würdiges Skispringen war", stellte der Sportliche Leiter des ÖSV, Mario Stecher, klar.

"Man sollte so einen Wettkampf eigentlich verschieben. Es sind keine schlechten Leute vorne, aber vom Springen her war das nicht lustig, vor allem im zweiten Durchgang mit so extremen Unterschieden bei der Geschwindigkeit. Es schaut für mich so aus, als hätte es die Anweisung gegeben, dass man ein Ergebnis haben muss. Im Normalfall wird der Wettkampf so nie fertig gesprungen. Bei einer WM, wo die Burschen hart dafür trainieren, fast vorgeführt zu werden ist keine Gaudi", sagte Andreas Goldberger als Experte im ORF.

Martin Koch, Co-Kommentator im ORF, fasste prägnant zusammen: "Das Springen war eigentlich für den Hugo." "Grausig zum Anschauen, grausig zum Springen", sagte Bronzemedaillengewinner Stefan Kraft.

Schröcksnadel atmet auf

Für Österreich ist das Ganze glücklicherweise doch noch gut ausgegangen. "Es waren sicher einige Sachen dabei, die man vielleicht anders hätte machen können, gerade bei einer WM sollte das Skispringen schon ein bisschen anders ausschauen. Aber die ersten drei haben es sich absolut verdient", meinte Stecher.

Auch Verbandspräsident Peter Schröcksnadel atmete nach dem irregulären Bewerb tief durch. "Wir haben Glück gehabt. Wir haben eine Bronzene in der Lotterie gewonnen und darüber freuen wir uns. Es war ein verrücktes Springen und für mich nicht regulär" sagte Schröcksnadel. Die Wind- und Gatekompensation sei bei diesem Wetter an ihre Grenzen gestoßen. "Da sieht man, wie anfällig dieses Regelsystem ist, es lässt sich bei gewissen Bedingungen gar nicht mehr einstellen. Die Gateregel stimmt nicht, aber nachdem es zu unseren Gunsten den Ausschlag gemacht hat, akzeptieren wir sie heute." Mit längerem Zuwarten hätte man den dichtesten Schneefall übertauchen können, das schnelle Durchziehen nur für das Fernsehen sei nicht richtig gewesen.

ÖSV-Cheftrainer Andreas Felder wies wie Stecher darauf hin, dass es keine Zufallsmedaillengewinner gegeben habe, das Zustandekommen sei aber unschön gewesen. "Jeder Durchgang hat seine Opfer gefordert, für uns ist es Gott sei Dank noch einmal glücklich ausgegangen. Das war ein absolut irreguläres Springen, aber im Grunde genommen ausgeglichen irregulär. Es sind keine Außenseiter vorne, damit hat es wenigsten ein gutes Gesicht", meinte Felder.

Hyperselektive Bedingungen

Kraft habe sich mit guten Sprüngen in einem "eigenartigen" WM-Bewerb Bronze verdient. "Ich bin sehr happy, Stefan ist wirklich stark drauf gewesen auf dieser Schanze. Im Endeffekt waren Leute vorne, die auch im Training und der Qualifikation vorne waren", so Felder. Das gelte auch für das polnische Duo, obwohl der Bewerb viele Verlierer hervorgebracht habe. "Es war schon ein bitteres Springen. Es war schon im ersten Durchgang zerrissen, im zweiten hat es wieder alles umgedreht."

FIS Renndirektor Walter Hofer sprach von hyperselektiven Bedingungen. "Ich kann mir vorstellen, dass die Jury permanent am Diskutieren war. Es ist unglaublich schwierig, und du weißt immer erst danach, ob es gut war oder nicht." Die besondere Problematik sei gewesen, dass man nicht gewusst habe, wie sich die Bedingungen entwickeln werden. "Letztendlich müssen wir dafür gerade stehen, was zum Schluss rauskommt." Anlaufverlängerungen in der Schlussphase seien keine Option gewesen. (APA, red, 1.3.2019)