Ann Arbor – Vogelspinnen tragen ihren Namen nicht umsonst: Die Achtbeiner, deren größte Vertreter eine Beinspannweite von 28 Zentimetern erreichen können, gehören zu den seltenen Fällen, in denen Gliederfüßer Wirbeltiere überwältigen können – und zwar nicht im Kollektiv, sondern im Zweikampf. Just Vögel erwischen sie zwar relativ selten, aber Amphibien, Reptilien und auch kleine Säugetiere gehören ebenso zu ihrem Beuteschema wie Insekten, Tausendfüßer und andere Wirbellose.

Oft hat man so etwas aber noch nicht beobachten können – entsprechend überrascht zeigte sich der Umwelt- und Evolutionsbiologe Michael Grundler von der Michigan University in Ann Arbor von einem Fall, der ihm im Amazonasgebiet vor die Kamera kam. Das Opfer war sogar noch größer als die Nagetiere, die die Spinnen sonst erbeuten, nämlich eine Beutelratte. "Wir waren ganz hingerissen und geschockt, und wir konnten nicht wirklich glauben, was wir da sahen", sagt Grundler.

University of Michigan

Zuvor hatten er und seine Kollegen größere Spinnen schon dabei beobachtet, wie sie kleinere Wirbeltiere wie etwa Frösche fraßen. Sie sahen unter anderem, wie Spinnen Fische fraßen, tote Echsen mit ihren Vorderbeinen dicht an ihren Körper drückten oder Schlangen köpften und enthäuteten.

Ziel ihrer Expedition war es, mehr über die Nahrungsketten und die große Artenvielfalt im Amazonas zu lernen. Ihre Erkenntnisse stellten sie im Fachmagazin "Amphibian & Reptile Conservation" vor.

Das Prunkstück ihrer Datensammlung war aber eindeutig der Beutelrattenfall. Die Forscher entdeckten die tellergroße Vogelspinne aus der Gattung Pamphobeteus und ihr Opfer zufällig bei einem nächtlichen Streifzug durch einen Regenwald in Peru. Die Spinne habe die Beutelratte zunächst im Genick festgehalten, das Opfer habe sich dann noch etwa fünf Minuten leicht bewegt. Danach habe die große Spinne es zu einem Baum gezogen und sei verschwunden, als sie die Forscher bemerkte. (red, APA, 1.3.2019)