Foto: APA

Nach dem Verkauf von UPC Austria an T-Mobile zieht sich der Breitbandkonzern Liberty Global auch aus der Schweiz zurück. Dort entsteht durch den Zusammenschluss des Mobilfunkers Sunrise mit UPC ein neuer starker Wettbewerber für den Marktführer Swisscom. Sunrise blättert für den Kabelnetzbetreiber 6,3 Mrd. Franken (5,6 Mrd. Euro) hin.

Im Zuge der Transaktion übernimmt Sunrise nach eigenen Angaben UPC-Schulden in Höhe von 3,6 Mrd. Franken. Weitere 2,7 Mrd. Franken erhält der Verkäufer Liberty Global in bar. Dieser zieht sich mit dem Deal aus einem weiteren europäischen Markt zurück: Das Österreich-Geschäft ging bereits an die Österreich-Tochter der Deutsche Telekom. Die Aktivitäten in Deutschland, Tschechien, Ungarn und Rumänien will Liberty Global an Vodafone verkaufen. In der Schweiz gingen die Kundenzahlen bei UPC zuletzt zurück – der Umsatz schrumpfte im Vorjahr daher um knapp vier Prozent. Sunrise konnte Umsatz und Ergebnis hingegen leicht steigern.

Bündel-Angebote

Sunrise will künftig mit Bündel-Angeboten für Mobilfunk, Breitband-Internet, TV und Festnetz weitere Marktanteile gewinnen. "Zusammen mit UPC Schweiz werden wir einen stärkeren und echten Herausforderer schaffen", sagte Sunrise-Chef Olaf Swantee am Donnerstag. Finanzieren will Sunrise die Übernahme mit einer 4,1 Mrd. Franken schweren Kapitalerhöhung. Das ist mehr, als das Unternehmen am Mittwochabend an der Börse wert war. Bei den Aktionären kam das nicht gut an: Die Sunrise-Aktie bracht bis zu 13 Prozent ein. Die Swisscom-Aktie gab knapp ein Prozent nach.

Über die Konsolidierung am Schweizer Telekommarkt war seit Jahren spekuliert worden. Lange Zeit war aber offen, wann und in welcher Konstellation sich die Swisscom-Herausforderer verbünden könnten. Sunrise bleibt mit der Übernahme die Nummer zwei am Markt, macht aber im Breitbandgeschäft und bei Fernsehangeboten Boden gut auf den Marktführer. Nummer drei im Mobilfunkmarkt ist die vom französischen Unternehmer Xavier Niel kontrollierte Firma Salt. UPC besitzt kein eigenes Mobilfunknetz.

Preiswettbewerb

Auch nach der Übernahme des Kabelnetzbetreibers will Sunrise auf einen Preiswettbewerb setzen. "Die Transaktion wird dazu führen, dass wir nach wie vor der Angreifer sind und als Angreifer nach wie vor über attraktive Angebote Kunden gewinnen", sagte Sunrise-Finanzchef Andre Krause der Nachrichtenagentur Reuters. Einen regelrechten Preiskrieg, wie er etwa in anderen Ländern stattgefunden hat, erwarten Analysten jedoch nicht. Längerfristig halten die Experten der Zürcher Kantonalbank sogar "etwas mehr Preisstabilität" für möglich – abhängig vom Verhalten der übrigen Wettbewerber.

Einen Abschluss der Übernahme erwartet Sunrise noch im laufenden Jahr – nach einer genauen Prüfung durch die Wettbewerbshüter. Sobald ihre Genehmigung vorliegt, will sich der Konzern auf einer außerordentlichen Generalversammlung grünes Licht von seinen Aktionären holen. Der deutsche Großaktionär Freenet, der rund ein Viertel an Sunrise hält, will sich an der Kapitalspritze nicht beteiligen, wie das Unternehmen erklärte. Unabhängig vom Volumen der Transaktion sei die bei der Übernahme vorgesehene Transaktionsstruktur herausfordernd. (APA, 28.2. 2019)