Auf 8Chan veranstaltete THQ Nordic ein virtuelles Stelldichein und es verlief nicht ganz so, wie es sich das Unternehmen vorgestellt hatte.

Foto: Screenshot/GameStandard

Der schwedische Publisher THQ Nordic hat am gestrigen Dienstag ein "AMA" ("Ask Me Anything") auf dem Image-Board 8Chan veranstaltet. Federführend war hierbei die Wiener Niederlassung. Wieso gerade 8Chan für das virtuelle Stelldichein ausgewählt wurde, hinterließ einige User ratlos. Auf dem Portal formierte sich die Gamergate-Bewegung, außerdem finden sich dort regelmäßig rassistische sowie sexistische Postings, sowie Kinderpornografie

Ums "grausliche Zeug" wollte man sich kümmern

In einem Tweet vor dem "AMA" erklärte THQ Nordic den Schritt damit, dass die "Möglichkeit da war und man diese einfach annahm". "An uns wurde in sehr netter Art und Weise herangetreten und versichert (Shoutout an Mark), dass man sich um das grausliche Zeug kümmern wird", wurde ferner über den offiziellen Account von THQ Nordic getwittert. Viele User reagierten vorab irritiert und sprachen auch eine deutliche Warnung aus.

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Hitler-Referenzen und pornografische Bilder

Die Nutzer hatten wohl mit ihren Bedenken Recht, da beim "AMA" von THQ Nordic haufenweise "grausliches Zeug" vorkam. In den etlichen Kommentaren wurden pornografische Bilder geteilt, Hitler-Referenzen eingebracht, rassistische Postings veröffentlicht und gegen sogenannte "Social Justice Warriors" Stimmung gemacht. Auf den Kommentar, dass sich THQ Nordic nicht ändern und aufgrund der "SJWs" keine Spiele künftig zensurieren solle, bedankte sich der Publisher und sagte, dass man "weiterhin so bleiben möchte".

Philipp Brock entschuldigte sich

Zwei Stunden nach dem "AMA" sah man bei THQ Nordic wohl ein, dass das Stelldichein auf der Plattform wohl doch keine allzu gute Idee war. "Ich persönlich habe dem 'AMA' zugestimmt, ohne mich genug mit der Historie und der Kontroverse rund um die Seite zu beschäftigen. Ich billige weder Kinderpornografie, White Supremacy oder Rassismus in jeglicher Form. Ich entschuldige mich für meine Entscheidung und verspreche mich hinsichtlich meiner künftigen Einschätzung zu verbessern", wurde über den Twitter-Account im Namen von Philipp Brock verlautbart.

Problematische Postings wurden sehr wohl entfernt

Gegenüber dem STANDARD fügte der Marketing-Chef der Wiener Niederlassung hinzu, dass während dem "AMA" sehr wohl moderiert wurde und besagte Postings sehr schnell weg waren. Besagte Screenshots mit dem problematischen Material würden somit nicht den eigentlichen Verlauf des Stelldicheins widerspiegeln, da jene Person, die an das Unternehmen herangetreten war, sich sehr wohl um die Moderation gekümmert hätte.

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8Chan als "Free Speech"-Alternative zu 4Chan

8Chan wurde 2013 von Fredrick Brennan geründet, nachdem dieser sich gegen Zensur bei 4Chan ausgesprochen hatte – jenem Imageboard, das in der Vergangenheit bereits für etliche Kontroversen gesorgt hat. Brennan wollte eine Alternative anbieten, wo "jeder seine Meinung sagen kann". Google hat die Website bereits 2015 auf eine Blacklist gesetzt, nachdem kinderpornografisches Material auf der Seite verbreitet wurde. Auch die Gamergate-Bewegung fand auf der Plattform seinen Platz nachdem 4Chan gegen diese vorging.

THQ Nordic mit viel Österreich-Bezug

THQ Nordic zählt zu einem der größten Publisher weltweit mit Games wie ELEX, Spellforce und Darksiders im Angebot. Das schwedische Unternehmen aus Karlstad übernahm im Februar 2018 die Tiroler Koch Media-Gruppe für 121 Millionen Euro. Elf Studios sind mittlerweile im Besitz von THQ Nordic. Zuletzt wurde Warhorse Studios gekauft – jene tschechische Spieleschmiede, die 2018 den Rollenspielhit Kingdome Come Deliverance veröffentlicht hatten. (dk, 27.2.2019)