Marcus Tötzl erforscht die Rolle eines speziellen Proteins bei der Krebsentstehung.

Foto: Sabine Schwarz / FH Campus Wien

Damit eine Krebszelle wachsen kann, muss ein bestimmter Molekülpfad aktiviert werden. Mittlerweile haben Forscher schon etliche solcher Signalwege bei verschiedenen Krebsarten entdeckt. In der personalisierten Medizin werden sie mithilfe von Wirkstoffen blockiert, um so das Wachstum der Krebszellen zu unterbinden. Einer dieser Wirkstoffe ist das 2015 entdeckte DNMDP.

Es ruft eine Interaktion zwischen zwei speziellen Molekülen hervor, welche letztlich zur selektiven Zerstörung bestimmter Krebszellen führt. "Dabei handelt es sich um eine Protein-Interaktion, die einen bislang völlig unbekannten Signalweg zum Zelltod aufzeigt", erklärt Marcus Tötzl. "Besonders interessant ist dabei das Molekül SLFN12, über das man heute erst wenig weiß."

Um mehr über die Rolle dieses Moleküls bei der Krebsentstehung herauszufinden und mit diesem Wissen den Wirkstoff DNMDP auf seinem langen Weg zum Krebsmedikament zu unterstützen, hat ihm der junge Molekularbiologe seine Masterarbeit an der FH Campus Wien gewidmet.

Was er dabei herausfand, brachte ihm Ende letzten Jahres den Würdigungspreis des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung ein. "Um die Rolle von SLFN12 im Wirkmechanismus von DNMDP besser zu verstehen, habe ich einerseits dieses Protein gezielt in einer Anzahl von Krebszellen ausgeschaltet und andererseits gekürzte Proteinkonstrukte von SLFN12 hergestellt und untersucht", erklärt Marcus Tötzl. "Auf diese Weise konnte ich beobachten, wie das Protein im Zuge einer DNMDP-Therapie wirkt und welche seiner Bestandteile für die Interaktion und damit das Krebswachstum verantwortlich sind."

Technologiebegeistert und risikofreudig

Der Wirkstoff DNMDP wurde übrigens just in dem Bostoner Forschungslabor entdeckt, in dem Marcus Tötzl die Untersuchungen für seine preisgekrönte Arbeit durchführte. "Im Zuge meiner Masterarbeit konnte ich acht Monate am Broad Institute in Cambridge, Massachusetts, verbringen", berichtet der Nachwuchsforscher. "Das ist eines der renommiertesten Forschungszentren im Bereich Biomedizin und Genomik."

Welche Eindrücke er von dort mitgebracht hat? "Wie generell in den USA ist man auch am Broad Institute sehr technologiebegeistert und geht ungleich größere Risiken ein als in Österreich", erzählt Marcus Tötzl. "Natürlich steht dafür auch viel mehr Risikokapital zur Verfügung." Was diese Forschungsstätte für ambitionierte Wissenschafter ausgesprochen attraktiv macht.

"Für mich wäre es großartig, wenn ich dort weiterforschen könnte." Bevor er seine beruflichen Weichen in Richtung Massachusetts stellen kann, hat der 26-jährige Korneuburger allerdings noch einiges in Österreich zu erledigen. Denn seine Doktorarbeit am St.-Anna-Kinderkrebsforschungszentrum wird ihn voraussichtlich noch drei bis vier Jahre in Wien festhalten.

Und wer weiß: Vielleicht ergeben sich ja auch in der Heimat spannende Forschungsperspektiven. Man muss sich nur wie bei seinem Lieblingssport, dem Hallen-Bouldern, konzentriert, geduldig und trittsicher von Klettergriff zu Klettergriff auf der Steilwand hocharbeiten. (Doris Griesser, 3.3.2019)