Foda reiste, Windtner muss noch kurbeln.

Foto: APA/ROBERT JAEGER

Der Spieler der Verbands-Begierde: Ashley Barnes.

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Wien – Der österreichische Fußballbund war guter Hoffnung. Bis vor zehn Tagen. Alles schien auf Schiene, die Einbürgerung von Stürmer Ashley Barnes sollte vor den EM-Qualifikationspartien gegen Polen und Israel Ende März feierlich verkündet werden. Der 29-Jährige geigt in der englischen Premier League seit Monaten, trifft für Burnley gegen die besten Klubs. Zuletzt musste Tottenham seine Klasse, seine Gefährlichkeit akzeptieren.

Barnes hat eine aus Kärnten stammende Großmutter, einmal war er per Sondergenehmigung ins U20-Team geladen. Österreichs Nationalmannschaft hat ein akutes (chronisches) Stürmerproblem, ein Nachfolger von Marc Janko wird dringend gesucht. Goalgetter wachsen hierzulande halt weder auf Bäumen noch in Leistungszentren. Am 6. April 2018 wurde erstmals Kontakt mit Barnes aufgenommen, er erklärte sich gerne bereit, für das Land seiner Oma zu kicken.

"Deutliche Signale"

Teamchef Franco Foda, die beiden Verbandsgeschäftsführer Thomas Hollerer und Bernhard Neuhold sowie Präsident Leo Windtner pflegten regelmäßig Kontakt, die Sache wurde konkreter. Die Verhandlungen mit dem Sportministerium gestalteten sich gar nicht so zäh. "Es gab deutliche Signale für eine positive Erledigung, wir waren klar in der Zielgeraden", sagte Windtner Dienstagmittag anlässlich eines Sponsortermins.

Am Mittwoch hätte die Akte Barnes im Ministerrat behandelt und im Idealfall abgesegnet werden sollen. Am Montagnachmittag wendete sich das Blatt. In einer mit dem letztendlich zuständigen Innenministerium akkordierten Aussendung des Sportministeriums wurde Sektionschef Philipp Trattner so zitiert: "Ashley Barnes erfüllt wesentliche Kriterien für eine Einbürgerung nach § 10 Abs. 6 Staatsbürgerschaftsgesetz nicht: Seine bisherigen sportlichen Leistungen haben keinen Bezug zu Österreich, insbesondere wurden sie nicht über einen relevanten Zeitraum in Österreich erbracht. Seine österreichischen Wurzeln spielen keine Rolle. Staatsbürgerschaften sind keine Geschenke, und es gelten für alle die gleichen Spielregeln, ob herausragende Leistungen im besonderen Interesse der Republik in Wissenschaft, Kunst, Wirtschaft oder Fußball erbracht wurden."

Die ÖFB-Granden sind schwer irritiert. Jurist Hollerer: "Wir wollen nicht als Dilettanten dastehen." Er verweist auf den Erlass des Innenministeriums aus dem Jahr 2014, in dem fünf Kriterien angeführt werden. Sie müssen nicht kumulativ, sondern überwiegend erfüllt werden. "Das ist rechtlich gegeben, aus rechtlicher Sicht gibt es keinen Grund, die Einbürgerung abzulehnen."

Wettbewerbsfähig

Für Barnes gilt: Es steht kein vergleichbarer Ersatz zur Verfügung, seine aktive Karriere kann noch über Jahre andauern, er steht sofort zur Verfügung. Platz sieben in der Premier League 2017/18 ist ein Zeichen der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Der Fall hat auch eine politische Komponente. Sport- wie Innenministerium sind in blauer Hand. Heinz-Christian Strache dürfte pro Einbürgerung gewesen sein, Herbert Kickl kontra. In der FPÖ-Hierarchie steht Strache über Kickl, im Fall Barnes dürfte es umgekehrt gewesen sein. Im ÖFB will und kann man die politische Lage nicht kommentieren, Windtner: "Wir wollen keine Sonderstellung, aber eine faire Behandlung. Natürlich ist eine Staatsbürgerschaft ein hohes Gut. Die politischen Entscheidungsträger sollen sich in den Spiegel schauen."

Die Situation sei, so Windtner, "gegenüber dem Spieler Barnes menschlich peinlich". Hollerer ergänzte: "Wenn man uns das vor sechs Monaten gesagt hätte, hätten wir uns viele Mühen erspart. Nach Burnley reisen ist ja nicht wie in die Südstadt fahren." Der ÖFB wird weiterkämpfen, es wurde am Dienstagnachmittag hektisch telefoniert, eventuell befasst sich der Ministerrat, der Fälle von Sondereinbürgerungen nur zweimal im Jahr verhandelt, doch noch mit der Causa. Das galt aber als unwahrscheinlich.

Der Engländer Barnes wird weiter Tore für Burnley schießen. Setzt er den Lauf fort, wird er fürs englische Team interessant. Dann wäre der Fall anders gelöst. (Christian Hackl, 26.2.2019)