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Fünf-Sterne-Politikchef Luigi Di Maio hat derzeit nicht gut lachen.

Foto: AP / Ansa / Riccardo Antimiani

Die Schlappe bei der Regionalwahl in den Abruzzen vor zwei Wochen war noch nicht verdaut – schon musste die Fünf-Sterne-Bewegung am Wochenende ein neues, noch schlimmeres Desaster verkraften: Bei der Regionalwahl in Sardinien kamen die Grillini laut vorläufigen Ergebnissen auf wenig mehr als zehn Prozent der Stimmen – bei der Parlamentswahl hatten die Fünf Sterne auf der Insel noch 42,5 Prozent erzielt.

Gewonnen wurde die Wahl vom Kandidaten des Mitte-rechts-Lagers, Christian Solinas, dessen Koalition auf knapp 50 Prozent der Stimmen kommen dürfte. Solinas ist Chef der mit der Lega verbündeten autonomistischen Partei Partito Sardo d'Azione.

Linke doch nicht verschwunden

Auf Platz zwei landete der Kandidat des Mitte-links-Bündnisses, Massimo Zedda. Mit einem Koalitionsergebnis von wahrscheinlich über 30 Prozent sorgte der Bürgermeister der sardischen Hauptstadt Cagliari für die arg gebeutelte italienische Linke für einen lange vermissten Lichtblick.

Zwar fuhr der sozialdemokratische PD mit voraussichtlich rund 14 Prozent auf Sardinien einmal mehr ein mageres Resultat ein, aber das unerwartet gute Abschneiden von Zeddas Koalition bewies, dass die linken Wähler in Italien nicht einfach verschwunden sind, sondern nur darauf warten, einem überzeugenden Kandidaten ihre Stimme zu geben.

Von Salvini der Prinzipien beraubt

Wie schon bei der Regionalwahl in den Abruzzen traten die Regierungspartner Fünf Sterne und Lega als Gegner an. Und wie schon vor zwei Wochen zog die Protestbewegung klar den Kürzeren. Die jüngsten Wahlergebnisse belegen, dass die Regierungsverantwortung der Lega nützt, während sie der unerfahrenen Anti-System-Bewegung massiv schadet.

Das rührt auch daher, dass die Fünf Sterne neben dem alles dominierenden Lega-Chef und Innenminister Matteo Salvini praktisch alle ihre Prinzipien und Wahlversprechen über Bord geworfen haben.

Linke gegen Luigi

Nach der Sardinien-Schlappe steigt der Druck auf den Fünf-Sterne-Politikchef und Vizepremier Luigi Di Maio. "Es ist klar, dass der Führungsanspruch von Luigi nun zur Diskussion gestellt werden muss", erklärte die Senatorin Paola Nugnes ohne Umschweife. Sie gehört dem linken Flügel der Protestbewegung an, dem auch Salvinis harte Migrationspolitik missfällt. Letztlich stellen die Dissidenten nicht nur Di Maios Führungsanspruch infrage, sondern auch den Verbleib in der Regierung: Unter den Grillini wächst die Zahl jener, die sich lieber heute als morgen aus Salvinis tödlicher Umarmung lösen möchten.

Der farb- und parteilose Premier Giuseppe Conte, der den Fünf Sternen nahesteht, bestritt, dass sich das sardische Wahlergebnis destabilisierend auf die Regierung auswirken könnte. Das mag bis zur Europawahl Ende Mai glaubhaft sein. Sollte aber auch diese auf nationaler Ebene durchgeführte Wahl für die Fünf Sterne zum Debakel werden – und derzeit gibt es nichts, was das Gegenteil vermuten ließe –, wird die Bewegung nicht darum herumkommen, Sinn und Zweck ihrer Regierungsbeteiligung zu überdenken. (Dominik Straub aus Rom, 25.2.2019)