Dass diese Rechnung falsch ist, hätten die meisten der Viertklässler in den österreichischen Volksschulen gewusst.

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Wien – Prozentsätze in Brüche umzurechnen gehört nicht zu den Kompetenzen, die das Bildungsministerium bei Schülern der vierten Schulstufe abgefragt hat. Von Martin Netzer, Generalsekretär im Ministerium, sollten es die Zehnjährigen vielleicht auch besser nicht lernen: 16 Prozent der getesteten Kinder haben 2018 die erwarteten Standards übertroffen, das sei "fast schon jeder Fünfte" – "großzügig gerechnet", ergänzt Netzer. Denn streng mathematisch gesehen entsprechen 16 Prozent nicht einmal einem Sechstel – es geht also um fast jeden sechsten Schüler.

Unabhängig von solch mathematischer i-Tüpferl-Reiterei sind die Ergebnisse der Überprüfung der Bildungsstandards in Mathematik für die vierte Schulstufe grundsätzlich erfreulich: 82 Prozent der Viertklässler haben die Standards erreicht oder übertroffen – 2013 waren es noch 77 Prozent, 2010 überhaupt nur 65 Prozent. "Für einen Tanker wie das Bildungswesen" sei das eine beachtliche Geschwindigkeit, sagt Michael Bruneforth vom Bildungsinstitut Bifie, das die Tests durchführt.

Mehr Spitzenleistungen

Im Vergleich zur Erhebung 2013 verringerte sich der Anteil jener, die die Standards nicht erreichen, um drei Prozentpunkte (2013: elf Prozent). Ein noch deutlicherer Anstieg (vier Prozentpunkte) ist umgekehrt bei den Spitzenschülern zu verzeichnen. In Punkten ausgedrückt verbesserte sich das Gesamt-Ergebnis von 533 auf 551 Punkte. Seit der Ausgangsmessung im Jahr 2010 bei der Einführung von Bildungsstandards ist der Mittelwert sogar um 51 Punkte angestiegen.

Die Verbesserung erklärt man im Bildungsministerium damit, dass Lehrer durch die Tests im Unterricht mehr auf die geforderten Kompetenzen achten. Den Verdacht, dass die Pädagogen zielgerichtet auf bestimmte Arten von Testfragen hin unterrichten, will Bruneforth zerstreuen: Man habe den 73.800 Schülern jeweils unterschiedliche Kombinationen aus insgesamt 253 Aufgaben gegeben. Die Ergebnisse haben sich dennoch flächendeckend verbessert.

Gender-Gap wird größer

Aber nicht für alle: Die getesteten Buben haben sich deutlich stärker verbessert als ihre Kolleginnen, der Gender-Gap ist größer geworden. Das ist bei Mathematiktests zwar zu erwarten, aber "nicht naturgegeben", sagt Bruneforth. Die Unterschiede der Geschlechter ziehen sich auch durch alle Gruppen: Mädchen schneiden unabhängig von Migrationshintergrund oder Einkommen der Eltern schlechter ab.

Eine Verbesserung gibt es bei Schülern mit Migrationshintergrund (wobei solche mit Eltern aus Deutschland ausgenommen sind): Haben 2013 nur 58 Prozent die Standards in Mathe erreicht oder übertroffen, waren es 2018 schon zwei Drittel. Dass der Rest die Ziele nicht oder nur teilweise erreicht, sei zur Hälfte mit dem sozioökonomischen Hintergrund zu erklären, sagt der Bifie-Experte.

Noch viel deutlicher sind die Ergebnisdifferenzen nach dem Bildungshintergrund der Eltern: Kinder, deren Eltern höchstens einen Pflichtschulabschluss aufweisen (477 Punkte), trennen in Mathematik im Schnitt 119 Punkte von Kindern aus Akademikerhaushalten (596). Diese Schere ist seit 2013 praktisch gleichgeblieben.

Bundesländerunterschiede "überraschend gering"

Die Verbesserungen bei den Mathe-Ergebnissen ziehen sich durch alle Bundesländer. Insgesamt fallen die Unterschiede zwischen den Ländern laut Ergebnisbericht "moderat" aus. Beziehe man noch die unterschiedliche Zusammensetzung der Schülerschaft mit ein, seien sie sogar "überraschend gering", sagt Bruneforth.

Unterm Strich bleibt also eine deutliche Verbesserung der Werte in den vergangenen Jahren – ob da die roten Vorgänger von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) auch einiges richtig gemacht hätten? "Sie haben zumindest nichts falsch gemacht", rechnet Generalsekretär Netzer vor. (sefe, APA, 22.2.2019)