Zwölf Milliarden Glimmstängel werden in Österreich jährlich verkauft.

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An Österreichs Rauchern ist gut zu verdienen. Ein Viertel der Erwachsenen, davon mehr Männer als Frauen, greift jeden Tag zur Zigarette. Sie waren im Vorjahr bereit, eine Preiserhöhung von im Schnitt 29 Cent fürs Packerl zu schlucken. Bei den gut fünf Euro für 20 Stück ist das Ende der Fahnenstange jedoch nicht erreicht: Die Glimmstängel werden sich auch heuer wieder verteuern, obwohl die Tabaksteuer erstmals seit zehn Jahren nicht mehr steigt, sagt Josef Prirschl mit Blick auf die Industrie, die einiges Geld in die Rückverfolgbarkeit ihrer Produkte investiert habe. "Alles wird teurer, warum nicht auch das Rauchen."

Der Obmann der Trafikanten hält jährliche Mehrkosten von 20 Cent für die Packung für verträglich. Rufe nach Erhöhungen von einem Euro prallen bei ihm ab. Die Effekte würden sich zwar statistisch niederschlagen, in der Praxis nehme dadurch aber vor allem der Schwarzmarkt zu, gibt er zu bedenken. Das lebe Großbritannien vor, wo aufgrund der hohen Preise bereits jede zweite Zigarette ins Land geschmuggelt werde. In Österreich liegt der Anteil an nicht hierzulande versteuerter Rauchware bei 15 Prozent. Darauf deuten Analysen weggeworfener Packerln hin. Allein 2018 gingen dem Fiskus damit 330 Millionen Euro verloren.

Wertvoller Beitrag für die Gesellschaft

Neben Prirschl kann auch Hannes Hofer von der Monopolverwaltung leicht steigenden Preisen einiges abgewinnen. 3,9 von derzeit 5,05 Euro kämen ja dem Staat in Form von Steuern zugute, was Hofer als einen wertvollen Beitrag für die gesamte Gesellschaft betrachtet. 1,9 Milliarden Euro waren es 2018 in Summe, 2,4 Milliarden inklusive Mehrwertsteuer. "Hier haben alle was davon."

Gern streicht die Branche auch ihre sozialpolitische Rolle hervor. 53 Prozent aller Trafiken würden von Menschen mit Behinderung geführt. Warum nicht alle? Tabakfachgeschäfte dürfen vererbt werden. Würden welche frei, kämen aber ausschließlich Menschen mit Beeinträchtigung zum Zug. Wobei man bei kleinen Standorten froh sein müsse, überhaupt Nachfolger zu finden, wie Prirschl einräumt.

Den großen volkswirtschaftlichen Nutzen durch Raucher können Wirtschaftsforscher hingegen nicht erkennen. Sie verursachten in Österreich vielmehr einen jährlichen Schaden von 2,4 Milliarden Euro, erhob das Institut für Höhere Studien. Dieser entstehe durch die vorzeitige Sterblichkeit von Erwerbstätigen, mehr Krankenstände, Ausgaben für Pflege und Medizin. Eingerechnet werden müsse auch die niedrigere Lebenserwartung der Passivraucher, die ja unfreiwillig zum Handkuss kommen, sagt IHS-Experte Markus Pock dem STANDARD.

Im letzten Drittel

Unterm Strich überstiegen die Kosten des Rauchens klar die Einnahmen aus der Tabaksteuer. Diese betrug 2016 nur 4,7 Prozent der Mehrwertsteuer, resümiert Pock. Fielen die Einnahmen daraus weg, müsste die Umsatzsteuer als Kompensation von 20 auf knapp 21 Prozent angehoben werden.

Bei den Maßnahmen gegen das Rauchen liege Österreich im EU-Vergleich im letzten Drittel. Länder wie Finnland seien deutlich weiter, was reduzierte Werbung sowie den Schutz von Jugendlichen und Arbeitnehmern betrifft. Die Raucher werden zwar auch in Österreich jährlich weniger, vom EU-Schnitt von 18 Prozent ist man mit 24 Prozent aber weit entfernt.

Um 3,5 Prozent spürbar gesunken ist 2018 jedenfalls der Zigarettenabsatz. Das Minus entspricht 21 Millionen Packungen. Prirschl führt es auf einen Mix aus stärkerem Schmuggel, dem Trend zu E-Zigaretten und Kampagnen gegen den Nikotinkonsum zurück.

Gelitten haben die Tabakhändler darunter nicht. Erstmals seit Jahren legten ihre Spannen unter anderem dank höherer Preise zu – konkret um 16 auf 317 Millionen Euro. Das starke Trafikantensterben sei gestoppt worden. Seit Mitte 2018 dürfen sie im Übrigen auch Kaffee verkaufen. Ziel ist es, sich weitere Einnahmequellen zu erschließen. Wurstsemmeln und Alkohol schließt Prirschl aus.

Harte Kritik des Rechnungshofs 2017 am Gebaren der Monopolverwaltung rund um freihändige Vergaben und zu wenig Jugendschutz habe man ernst genommen, betont Hofer. "Wir haben nun alle Hausaufgaben gemacht." (Verena Kainrath, 20.2.2019)