Warenlieferungen nach Deutschland werden derzeit konjunkturell abgefangen.

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Jahrelang kannten die österreichischen Exporteure nur eine Richtung: aufwärts. Doch seit Jahresmitte stockt der Ausfuhrmotor etwas. Die internationalen Entwicklungen, insbesondere die europäischen, lähmen die Produktionsbetriebe. Sie leben mit einer Exportquote von gut 38 Prozent des Bruttoinlandsprodukts maßgeblich von den Warenlieferungen über die Grenzen. Vor allem die Schwäche des größten Handelspartners Deutschland, der in der zweiten Jahreshälfte 2018 nur knapp an der Rezession vorbeischlitterte, dämpft die Nachfrage.

Viele Unsicherheitsfaktoren

Dazu kommt der ewige Patient Italien, der sich wirtschaftlich im Retourgang befindet. Internationale Handelskonflikte, Unsicherheit wegen des Brexits und das Ende des Booms in China tun ein Übriges: Die Steigerungen bei den Ausfuhren sind deutlich zurückgegangen. Im November 2018 verzeichnete die Wirtschaftskammer nur noch ein Exportplus von 1,6 Prozent. Zum Vergleich: Über das Gesamtjahr (bis November) lag der Zuwachs noch bei sechs Prozent. Diese Entwicklung kommt für die Experten nicht ganz überraschend. Die Eintrübung bei den Exporten sei typisch für den österreichischen Konjunkturverlauf, wonach die Dynamik bei Produktion und Investitionen zuerst nachlasse, erklärt Stefan Schiman vom Wirtschaftsforschungsinstitut. Dagegen seien Konsum, Dienstleistungen und Bauwirtschaft nach wie vor robust, so der Wifo-Experte.

Dass sich die wirtschaftliche Abschwächung bei den kriselnden Nachbarn auswirkt, wird dabei immer offensichtlicher. Die Ausfuhren nach Deutschland und Italien stagnierten im November bereits, beim Handel mit Frankreich steht ein sattes Minus voran. Allerdings sind diese Zahlen mit Vorsicht zu genießen, da es bei Monatswerten oft zu Ausreißern kommt. Doch gerade bei den Exporten nach Frankreich verzeichnen die österreichischen Betriebe auch über das Gesamtjahr einen Einbruch um zwölf Prozent. Besser läuft das Geschäft mit Mittel- und Nordamerika, in dem die US-Strafzölle bisher kaum Spuren hinterließen. In Asien verzeichnen die heimischen Betriebe zwar immer noch eine starke Nachfrage, doch die Zeiten zweistelliger Wachstumsraten sind auch vorüber. Das Wifo rechnet nun damit, dass sich der Handelsstreit zwischen China und den USA auf die Realwirtschaft auswirken wird.

Stagnierende Produktion

Diese Entwicklung hat sich bereits im vierten Quartal 2018 niedergeschlagen, in dem die Sachgütererzeugung stagnierte. Auch die Einschätzung der Industrieunternehmen hat sich laut Wifo-Konjunkturumfrage verschlechtert. Ähnlich äußern sich auch große Unternehmen. Die Voestalpine beispielsweise sah im vierten Quartal "erstmals deutlich spürbare negative Effekte infolge der globalen Handelskonflikte". Auch der Konjunkturindikator der Bank Austria hat die Abwärtstendenz kürzlich deutlich gemacht: "Die mit den österreichischen Exportanteilen gewichtete internationale Industriestimmung ist innerhalb eines Monats so stark gefallen wie zuletzt vor mehr als fünf Jahren, als sich die Sorge um einen scharfen Konjunktureinbruch in China zuspitzte und die europäische Wirtschaft erneut in eine Rezession schlitterte."

Trotz dieser Warnungen rechnen die Experten mit keinem Konjunkturabsturz in Österreich. Dazu trägt der starke Konsum bei, der von ansehnlichen Lohnerhöhungen und dem seit heuer wirksamen Familienbonus gestärkt wird. Neben dem Handel kommen auch von der für das Land wichtigen Tourismusfront weiterhin positive Signale. Dass sich die Konjunktur abschwächt, hat aber am Mittwoch auch die Nationalbank festgestellt. Sie rechnet "wegen des schwierigen außenwirtschaftlichen Umfelds" im ersten Quartal 2019 nur noch mit einem Plus von 0,3 Prozent gegenüber den letzten drei Monaten 2018. Zuletzt war noch eine Steigerung um 0,5 Prozent erwartet worden. Die Notenbank verweist dabei zwar auf rückläufige Frühindikatoren, rechnet aber "mit keinem unmittelbar bevorstehenden Einbruch der Export- und Industriekonjunktur".

Notenbank kappt Prognose

Dennoch: Die bisherige Prognose von zwei Prozent Wachstum im laufenden Jahr wurde am Mittwoch von der Notenbank verworfen. Wie stark nach unten revidiert wird, will die OeNB noch nicht bekanntgeben. Viel hängt jetzt von der deutschen Autoindustrie ab. Ursprünglich wurde die Absatzschwäche auf die Schwierigkeiten bei der Umstellung der Abgastests im vergangenen Herbst zurückgeführt. Doch eine nachhaltige Erholung blieb bisher aus. (Andreas Schnauder, 20.2.2019)