Kalaschnikow setzt auf Expansion. So gibt es die bekannte Marke bald auch made in Venezuela oder Indien.

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Hugo Chávez fand die Schnellfeuerwaffen von Kalaschnikow schon immer klasse. 2006 traf er in Ischewsk noch den Erfinder Michail Kalaschnikow persönlich und ließ sich auf dem Schießstand die Vorteile der Waffe demonstrieren. Der damalige Deal – der Verkauf von 100.000 Kalaschnikows an Venezuela – war eines der ersten großen Waffengeschäfte zwischen den beiden Nationen. Und auch der Aufbau einer Kalaschnikow-Fabrik in Venzuela wurde damals eingeleitet.

Die beiden Protagonisten des Treffens sind inzwischen verstorben – die Waffenbrüderschaft zwischen Russland und Venezuela jedoch lebt und soll bereits in diesem Jahr ein neues Niveau erreichen. "Wir haben in Venezuela den Bau einer Fabrik für die Kalaschnikow-Produktion noch nicht beendet, aber ich denke, bis Jahresende schließen wir den ab", sagte der Chef der Rüstungsholding Rostec (Besitzer der Kalaschnikow-Werke), Sergej Tschemesow. Jährlich 25.000 Kalaschnikows soll die Fabrik produzieren, eine Patronenfabrik die entsprechende 7,62-Millimeter-Munition dazu.

Eigentlich sollten beide Werke bereits vor acht Jahren in Betrieb gehen. Probleme mit dem beauftragten Bauunternehmen führten zu Verzögerungen und 2014 gar zum vollständigen Stopp der Arbeiten. Nun, in den Zeiten der Krise, wurden sie wieder forciert.

Weitere Pläne

Zudem gibt es Pläne für den Aufbau eines Hubschrauberwartungs- und Pilotenausbildungszentrums in Venezuela. Der Staat ist nämlich auch Großabnehmer bei Erzeugnissen der Luftwaffe. Insgesamt beläuft sich der Umfang der russisch-venezolanischen Waffenpartnerschaft auf geschätzt elf Milliarden Dollar.

Für Kalaschnikow ist Venezuela dabei nicht der einzige Expansionspartner. Auch in Indien soll noch heuer eine Gewehrfabrik von Kalaschnikow entstehen. Ein entsprechender Vertrag wurde am Montag in Moskau unterzeichnet. Die Beteiligten rechnen mit einer Aufbauzeit von drei bis vier Monaten. Indien ist seit langem treuer Kunde der russischen Waffenindustrie. Die jüngste Verschärfung des Konflikts zwischen Indien und Pakistan um die Kaschmir-Region hat das Interesse in Delhi nur noch vergrößert.

Auch Saudi-Arabien im Visier

Daneben zielt Kalaschnikow aber auch auf neue Kunden – und hat mit Saudi-Arabien auch schon einen potenten Interessenten gefunden. Die Araber haben jahrzehntelang westliche Waffenmodelle gekauft, doch nach dem Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi, hinter dem Kronprinz Mohammed bin Salman vermutet wird, gibt es Spannungen. Mehrere europäische Staaten haben ihre Waffenlieferungen ausgesetzt. Russland ist freudig bereit einzuspringen.

Ein Joint-Venture-Vertrag könnte nach Angaben von Tschemesow schon in den nächsten Wochen unterzeichnet werden. Tschemesow hatte zuletzt den Nahen Osten und Nordafrika als "interessanteste Region" für seine Holding ausgemacht und sich gerühmt, "niemals politische Bedingungen für den Verkauf von Waffen zu stellen".

Kalaschnikow zielt auf Expansion. So gibt es die bekannte und oft illegal kopierte Marke bald auch offiziell made in Venezula oder Indien. Russlands Rüstungsindustrie will damit ihren Wachstumskurs fortsetzen. (André Ballin aus Moskau, 20.2.2019)