Über Umwege landete Hans Makarts "Tod der Kleopatra" in der Sammlung des Fürsten. Bei der Auktion im Dorotheum 2013 war Johann Kräftner der Unterbieter. Das Gemälde wechselte zum Künstlerrekord von 757.300 Euro in den Besitz eines amerikanischen Händlers, der es für 2,2 Millionen Euro bei der Kunstmesse in Maastricht offerierte. Ein paar Monate später wurde man dann schließlich handelseinig.

Foto: Liechtenstein. The Princely Collections, Vaduz–Vienna

Vergoldeter Marc Aurel: An der Skulptur von Pier Jacopo Alari-Bonacolsi, genannt Antico, hätte auch das J. Paul Getty Museum (Los Angeles) Interesse gehabt. 2016 erwarb sie das Fürstenhaus. Dem Vernehmen nach soll sie um die 30 Millionen Euro gekostet haben.

Foto: Liechtenstein. The Princely Collections, Vaduz–Vienna

Bis in das 19. Jahrhundert hinein beauftragten die Fürsten von Liechtenstein zeitgenössische Künstler. Darunter Peter Fendi, der auch alltägliche Szenen aus dem Familienleben verewigte: hier Fürst Johann II. als Kleinkind in der Gehschule.

Foto: Liechtenstein. The Princely Collections, Vaduz–Vienna

Am Ende ist es natürlich immer eine Frage der Wirtschaftlichkeit, selbst für überaus vermögende Fürstenhäuser wie jenes der Familie Liechtenstein. Die jährlichen Betriebskosten in einer Größenordnung von sechs Millionen Euro standen in keinem Verhältnis zu den höchstens 45.000 Besuchern. Also wurde der Museumsbetrieb im Wiener Gartenpalais Anfang 2012 eingestellt und im aufwändig renovierten (ca. 100 Millionen Euro) Stadtpalais gar nicht erst aufgenommen. Die beiden Standorte werden seither als Eventlocations geführt.

Der Blick auf die in 400 Jahren vom Fürstenhaus gesammelten Kunstwerke bleibt Interessierten nicht verwehrt, weder hierzulande, noch international. Für die in Wien beheimateten Meisterwerke gibt es zwei öffentliche Führungen im Monat. Zeitgleich touren andere seit Jahren durch Museen in Asien, wo das hauseigene Finanzdienstleistungsunternehmen (LGT) Standorte betreibt oder den Markt erschließen will. Vor wenigen Tagen ging ein Gastspiel in Korea zu Ende und steht jetzt ein der Landschaftsmalerei gewidmetes in Abu Dhabi an.

"Blütenlese" und Venus

In Wien bezog jetzt eine vom Sammlungsdirektor Johann Kräftner als "Blütenlese" bezeichnete Entourage ihr temporäres Quartier in der Albertina. Knapp 200 Protagonisten hat man anlässlich des 300-jährigen Jubiläums des Fürstenhauses in den Kahn Galleries (Rubens bis Makart) und Tietze Galleries (Rudolf von Alt und seine Zeit) im Obergeschoß verteilt.

Dazu gehören selten gezeigte Aquarelle historischer Interieurs von Rudolf von Alt oder intim anmutende Szenen aus dem Familienleben von Peter Fendi, der nackige Babypopsch des späteren Fürst Johann II. inklusive. Zu den bekannten Eyecatchern gehören die aus konservatorischen Gründen mit Reiseverbot belegte Venus vor dem Spiegel von Peter Paul Rubens und dessen meisterhaft porträtierter Tochter Clara Serena, die als Ausstellungs-Testemonial nun von den Plakaten grient.

Zu sehen sind Werke des Who's who der europäischen Kunstgeschichte, solche von Canaletto, Rigaud, Jordaens, de Vries oder van Dyck. Anders als im Gartenpalais, wo die Lambris-Vertäfelung eine hohe Hängung der Gemälde erfordert, ermöglicht jene in der Albertina nun ein Studium auf Augenhöhe. Lohnend etwa bei Arcimboldos Personifikation der Erde aus dem Zyklus der vier Elemente: Ein Hase modelliert die Nase, ein Gepard das Kinn, ein Elefantenkopf Ohren und Wangen, eine liegende Kuh verbindet die Schulter aus einem Löwenkopf und die Brust aus einem Widderfell miteinander.

Von Kleopatra bis Marc Aurel

Das um 1570 geschaffene Gemälde kam erst 2015 in die Sammlung. Etwa die Hälfte der hier nun versammelten Protagonisten seien laut Kräftner erst in den vergangenen 15 Jahren erworben worden. Darunter etwa Hans Makarts Tod der Kleopatra oder die prachtvolle Skulptur des Marc Aurel von Pier Jacopo Alari-Bonacolsi, genannt Antico. Letztere gilt mit kolportierten 30 Millionen Euro als bislang teuerste Anschaffung in der Geschichte des Fürstenhauses. (Olga Kronsteiner, 18.2.2019)